15. (0. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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nung in die Verwirrung zu bringen. Bis zum Abend des 15. blieb der König in Sömmerda und langte am 16. Oktober morgens 9 Uhr in Sondershausen — an der Straße Erfurt-Nordhausen — an, wo er mit dem Fürsten Hohenlohe in einem Hause am Markt eine Zusammenkunft hatte. Der König übertrug dem Fürsten den Befehl über die Armee mit Ausschluß der beiden Kalkreuthschen Divisionen. Magdeburg wurde nun als allgemeiner Sammelpunkt bezeichnet; hier konnte die Armee unter den Wällen der Festung Ruhe und Zeit gewinnen, um sich von neuem zu formieren.
Die Straßen und Plätze von Sondershausen waren durch Fuhrwerke verfahren, Flüchtlinge aller Regimenter und Truppengattungen füllten die Stadt, ein erschütternder Anblick für den König; nach einem Aufenthalte von zwei Stunden verließ er Sondershausen. Der Fürst Günther Friedrich Karl I. von Schwarzburg-Sondershausen zeigte hier seine deutsche Gesinnung gegen den König, die ihm dieser Zeit seines Lebens nicht vergaß. Der Fürst gab nämlich dem Könige ein Gespann der besten Pferde seines Marstalles, aus dem kurz darauf Marschall Soult achtzig Pferde nahm. Der König fuhr über Nordhausen, Halberstadt nach Magdeburg, wo er am 17. Oktober nachmittags 2 Uhr eintraf und in der Dompropstei, heute Lazarett, Wohnung nahm. Über seine Ankunft schreibt ein Magdeburger Bürger: „Sein Blick war ernst jedoch freundlich, und seine Augen füllten sich mit Tränen, als er die Teilnahme seiner den Wagen umdrängenden guten Untertanen bemerkte. Man verschlang gleichsam seine bald Hoffnung, bald Verzweiflung erweckenden Blicke.“ An diesem Tage sah auch der König das Regiment Gardes du Korps hier einrücken, wobei er sich der Tränen über die vielen Verluste desselben nicht erwehren konnte. Das Regiment erhielt hier den Befehl, die Königlichen Equipagen und die Kriegskasse nach Stettin zu begleiten.
Von Magdeburg aus entsandte der König den Marquis Luccliesini zu Unterhandlungen ins Kaiserliche Hauptquartier in der Absicht, einen Waffenstillstand herbeizuführen; doch war dies infolge der weiteren Ereignisse erfolglos. Am 18. Oktober mittags erfolgte die Abreise des Königs nach Tangermünde. In seiner Begleitung befanden sich die Generale v. Köckritz und v. Zastrow, der Oberst von Kleist und der Major von Jagow.
Fürst Hohenlohe und General Kalkreuth waren am Abend des 17. Oktobers von • Nordhausen abmarschiert, wo der Fürst die Reste der Armee gesammelt hatte; sie durchzogen in der Richtung auf Magdeburg den Harz. Dieser Marsch durch das Gebirge in finsterer Nacht auf den schlechten Wegen war überaus schwierig. Einzelne Abteilungen verirrten sich, und die Unordnung wurde immer größer, Geschütze und Fahx’zeuge mußte man im Stiche lassen. Die schwere Artillei’ie unter