15. (C. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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Huf die Ursachen des Zusammenbruchs des preußischen Staats einzugeben und nachzuweisen, daß die Schwachheit des Königs, die Misswirtschaft der Bureaukratie, der Zustand des Heeres, die Sittenlosigkeit unter den höheren Ständen und der tiefe Stand der Bildung und die Gleichgiltigkeit bei den untern Yolksklassen notwendig zu dem unglücklichen Ausgange führen mußte. Dies wird dann näher in einzelnen Kapiteln ausgeführt, die von der trostlosen Beschaffenheit des Heeres, von der Unselbständigkeit seiner Führer, von dem Mangel au Reformen in dieser Hinsicht, von der Kriegserfahrenheit Napoleons und der Kriegstüchtigkeit seiner Armee und von der unheilvollen Friedenspolitik des preußischen Staates handeln. Dann folgt eine übersichtliche, von allem unnötigen Beiwerk befreite Darstellung der kriegerischen Ereignisse seit der Mobilmachung am 10. August 1806, der Schlacht bei Saalfeld und des Heldentodes des Prinzen Louis Ferdinand und der beiden Schlachten von Jena und Auerstedt. Klar und jedem Laien verständlich sind in den betreffenden Abschnitten die strategischen Verhältnisse, der Aufmarsch und die Vorbereitungen zum Kampfe, der Gang der Schlachten und die Folgen der Niederlagen geschildert, und diese Schilderungen werden durch gute Pläne und zeitgenössische Abbildungen trefflich ergänzt. Ein Schlußkapitel enthält den weiteren Gang der Ereignisse bis zum Frieden von Tilsit. Das Werk ist mit einer großen Zahl zeitgenössischer Abbildungen, von denen viele zum ersten Male veröffentlicht sind, ausgestattet und gewährt hierdurch wie durch den gehaltvollen Text einen vortrefflichen Einblick in die damaligen Verhältnisse des preußischen Staates. Jeder, der das klar und lebenswarm geschriebene Werk gelesen hat, wird es befriedigt aus der Hand legen.
XVI. Herr Kustos Rudolf Buchholz legt eine ansehnliche Sammlung von Tabaksdosen des Märkischen Museums vor, welche in einem besonderen Archivband abgebildet und besprochen werden sollte. Der Vorsitzende E. Friedei bemerkte, daß die primitiven Daber=Dosen, auch Schu sterdo sen genannt, d. h. aus Birkenrinde gefertigte Spahnschachteln mit Lederstreifchen am Deckel zum Herunter- •Ziehen des Deckels noch jetzt in den Eisenhandlungen Berlins verkäuflich sind, ebenso die kleinen aus Tannenholz gefertigten Schäclitelchen ■fmit Schneeberger Pulver, dessen Wohltaten bei Schnupfen und dergl. .ein auf dem Deckel angebrachtes Etikett empfiehlt. Dieser Schneeberger Schnupftabak, der übrigens mit Tabak nichts zu tun hat, vielmehr mineralischen Ursprungs ist, erfreut sich, wie von verschiedenen Mitgliedern der Brandenburgia aus der Gegenwart bestätigt wird, noch immer, besonders bei der Schuljugend einer Beliebtheit, die darin gipfelt, daß, um Heiterkeit zu erregen, zum Verdruß des Lehrers, die Kinder während des Unterrichts Prisen nehmen und dann greulich anfangen ZU niesen. (Fortsetzung des Versammlungsberichts im nächsten Heft.)