Heft 
(1907) 16
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15. (6. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

5. Fieber etc. wird in Bäume gebannt bei Werder a. II. Man bohrt ein Loch in einen Baum, schreibt den Namen der Krankheit auf einen Zettel, steckt ihn ins Locli und treibt einen Stöpsel hinein. Dann hört die Krankheit auf. Wer aber den Stöpsel herauszieht, der kriegt die Krankheit.

6. In Eisholz bei Belitz heilt der Bauer Eulenburg Krankheiten durch Brennen in den Baum. Von Potsdam aus ging früher ein Omnibus zur Vollmondzeit nach Eisholz. Die Mondscheinfahrten zum Bauer Eulenburg wurden sogar im Intelligenzblatt bekannt gemacht.

7. Wer sein Fieber los sein will, muß Haare und Nägel nur Freitags bei zunehmendem Mpnde beschneiden.

8. Wer heftig erschrickt, muß, wenn es ihm nicht schaden soll, Urin lassen.

9. Ärzte glauben, die Pockenimpfung schütze gegen Erkrankung an Menschenpocken. Von allen volkstümlichen Heilmethoden ist diese die gefährlichste.

10. Ärzte empfehlen Besprechen des Fiebers durch alte Frauen.

11. Gegen Harnleiden wendet man in Ostpreußen ein Pulver an, welches man erhält, wenn man eine schwarze Schwabe trocknet und zer­reibt. Das Pulver wird eingenommen.

12. Krämpfe werden in folgender Weise beseitigt: man misst mit einem Bindfaden seine Körperlänge und legt den Faden in den Sarg eines Toten. (Ostpreußen.)

13. Kopfschmerzen heilen. Man legt in ein Waschbecken 3 geschälte und 3 ungeschälte Birkenreiser, setzt das Becken auf den Kopf und hält es solange, bis die ungeschälten schwimmen. Dann ver­schwindet das Kopfweh. (Ostpreußen.)

14. Impotenz heilt man durch Waschen des Dammes mit kaltem Wasser.

15. Gegen den bösen Blick wendet man in Berlin Tee aus kanadischem Berufskraut an.

16. Wenn einem das Fieber von Leuten mit bösem Blick nicht ange­hext werden soll, muß man vor ihnen dreimal ausspucken. (Berlin.)

17. Herzspann bei Kindern wird durch Streichen und Besprechen ge­heilt. Die Besprechungsformel lautet:

Herz-, Leber-, Lungenspann,

Du sollst weichen von den Kippen wie das Pferd von seinen Krippen.

Im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen

18. Am Karfreitag soll m$nl nicht in einen Wald gehen, man krank. (KönigT^Sachsen.)

Geistes! sonst wird