Heft 
(1907) 16
Seite
53
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16. (7. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 53

richtsblatt der Deutschen Malacozoologischen Gesellschaft. 39. Jahrg. g 40 45.) Fast überall in unserm ehemaligen Elbgebiet (im weitesten Sinne), dagegen nicht in unserm ehemaligen Odergebiet, findet sich in 'dem älteren sandigen oder lehmig-sandigen Diluvium der näheren und weiteren Umgegend Berlins eine fossile Schnecke vor, welche ungefähr an unsere bekannten gedeckelten Sumpfschnecken Paludina vivipara (L.) (Vivipara vera v. Frauenfeld) und die etwas seltenere Palu­dina contecta Millet (gleich V. vera v. Frauenfeld) erinnert. Als ausgiebigste Fundstelle von Paludina diluviana habe ich vor Jahren den sandigen Abhang endeckt, welcher zu dem Etablissement Panisborn im Grunewald gehört, woselbst diese fossile Schnecke als gemein, da­neben eine Valvata und Neritina fluviatilis als seltneres Vor­kommen meinerseits festgestellt ist.

Ich habe diese Schnecke, welche für bestimmte Ablagerungen des älteren Diluviums geradezu das eigentliche paläontologische Leitfossil ist, Ihnen gelegentlich mit anderen ox-ganischen Funden wiederholt und in großen Mengen vorgelegt. Wahi-scheinlich kam zu ihi-er Zeit schon bei uns der Mensch vor. An sonstigen Fundorten, wo ich das Vorkommen konstatiert, fallen mir augenblicklich die Nachbarschaft von Onkel Toms Hütte; Abhänge am Nikolassee; Beelitzhof; im Grunewald ein. Ferner die tiefe Kiesgiube am Ende der Lindenstiaße in Westend; beim Teufels­see in den Ravensbergen unweit von Potsdam; bei Bornstedt; am Ufer des Griebnitzsee (Wannsee II); Klein Glienicke bei Potsdam; Sacrow bei Potsdam; Müggelbei-ge, Müggelheim; Stadt Werder a. H. und Plessow; Ferch; Caputh; Kiesgrube bei Bahnhof Werder; Tempelhofer und Kreuz­berg in Beilin. Bei Rixdorf; bei Sperenbei'g am Abhang nach dem See (Mundtsche Gruben); am Rietzsee bei Biandenburg a. H.; bei Tempel­hof; Südend; Maiienfelde usw.

Fast immer kommen die Schneckenschalen verstreut vor; es ist aber auch als ursprüngliche Lagerstätte eine föimliche Paludinenbank unweit des Kreuzbergs erbolirt worden. Vergl. meine Angaben Branden- burgia VIII. 206210. Darin auch die neuerlich in die Spree wieder eingewanderte Deckelschnecke Lithoglyphus naticoides.

Der infolge einer Fußwunde im französischen Ki-iege als Reserve­offizier leider zu früh verstorbene vorzügliche Palaeontologe Dr. Kunth erkannte und beschi'ieb die Schnecke zuerst von Tempelhof in einen Artikel der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. XXXIX, Brandenburgia Berlin 1888 S. 605. Verschiedene Forscher schlagen vor, den internationalen Gesetzen der jetzt geltenden Nomenklatur ent- sprechend, statt Paludina diluviana Kunth foitan Vivipara dilu­viana (Kunth) zu schieiben. Warum was sehr merkwürdig die Schnecke im Odergebiet noch nicht gefunden, bleibt noch aufzuklären. Seit vielen Jahren hat mich die Frage gequält, ob nicht in den Neben-