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16. (7. ordentliche) Versammlung dea XV. Vereinsjahrea.
flüssen der Donau und in deren Sulina-Müudung lebende Formen seien, welche mit Vivipara diluviana indeutisch seien. Würde die Frage, welche meinen Freund, den auch als Gönner und Förderer der ßranden- burgia uns wohlbekannten, Herrn Spiridion Brusina, Professor der Zoologie an der Universität Agram und lange Zeit hindurch Direktor des Kroatischen Naturhistorischen National-Museuins daselbst, ebenfalls seit Jahrzehnten beschäftigt, bejaht, so hätten wir ein hochmerkwürdiges Zeugnis der früheren Verbreitung einer südosteuropäischen lebenden Schnecke bei uns.
Herr Brusina hat das fossile Material, namentlich mein Ihnen bekanntes, welches ich dem Märkischen Museum einverleibt, genau studiert und mit den in Frage kommenden lebenden Tieren aus dem Donaugebiet verglichen. Brusina kommt zu dem Endergebnis, daß keine der südöstlichen lebenden Formen völlig unserer fossilen V. diluviana entspricht; ebensowenig lassen sich die aus jenen Gegenden bekannt gewordenen fossilen Arten mit unserer V. diluviana »identifizieren.
Vivipara diluviana (Kunth) muß hiernach mindestens zurzeit als eine völlig ausgestorbene Schneckenart angesehen werden. Noch will ich bemerken, daß ich niemals gedeckelte Exemplare der V. diluviana und auch keine einzelne Deckel derselben gefunden habe. Die letzteren, aus einer hornigen Masse bestehend, scheinen sich spurlos aufgelöst zu haben, während dagegen die Deckel anderer hiesiger diluvialen Schnecken, die, wie z. B. Bythinia tenta- culata vergesellschaftet mit V. diluviana Vorkommen, nicht selten sind. V. diluviana ist, wie der Name besagt, lebendig gebärend und es finden sich ihre Embryonen nicht selten, aber auch ohne die Deckel, im Innern der Muttertiere wohl erhalten vor. Am Schluß bemerkt Brusina (S. 45): „Nachdem die gewöhnlichen Formen dieser Gattung aus den oberen Tälern der Drau und Save in Kroatien mit den allgemein bekannten, weit verbreiteten Formen von Zentral-Europa, nämlich mit V. vivipara (L.) und V. contecta (Millet) übereinstimmen, so habe ich mir Material aus Slavonien und aus der unteren Donau verschafft und photographische Bilder verbreitet, um eine ausführliche Arbeit über V. diluviana und die verschiedenartigen Formen der recenten Vivipara Südost-Europas zusammenzustellen, welche Arbeit ich Herrn Ernst Friedei für die Berliner „Brandenburgia“ versprochen hatte. Das vorbereitete Material samt Photographien liegt heute unbenutzt in der Sammlung des National-Museums in Agram.“
Dies hängt augenscheinlich damit zusammen, daß Herr Brusina infolge von Mißhelligkeiten sich leider veranlaßt gesehen hat, aus der Museums-Verwaltung auszuscheiden. Immerhin hoffen wir noch auf eine günstigere Konstellation, welche eine Hebung des unbenutzt daliegenden wissenschaftlichen Schatzes seitens unsers Freundes, der in der