16. (7. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
59
erreicht hatte, auf ihn stiizten und ihn bis ans Tor zurücktrieben. Das Gefecht endigte damit, daß der Feind wieder zurückging und die Tore verrammelte.
In der Nacht vom 8. zum 4. Mürz verließen die Franzosen Berlin in aller Frühe.“
Für mich unterliegt es, nach diesem zeitgenössischen zuverlässigen Berichte keinem Zweifel, daß sich das Bild mit dem verrammelten Potsdamer Tor auf die Tage zwischen dem 21. Februar und 3. März 1813 bezieht.*)
Leider ist mir der Künstler des Bildes unbekannt geblieben. Sollte ihn jemand kennen, so erbitte ich im Interesse der Brandenburgia um gefällige Nachricht.
XIY. Weihnachtsmarkt und Weinachtsbrauch im alten Berlin. Auf allgemeineren Wunsch reproduziere ich hier einen von mir im B. ti.A. vom 23. v. M. veröftentlichten Aufsatz mit einigen Zusätzen und Abänderungen.
Jedes Ding muß seinen Anfang haben, obgleich dieser nicht immer leicht festzustellen ist. Dies gilt von unseren heimatlichen Gebräuchen ebenfalls. Daß unsere germanischen Vorfahren die Zeit, von welcher an das belebende Sonnen- und Tageslicht nach langem Winterkampf wieder zuzunehinen beginnt, feierten, daß der Umzug der mächtigsten Göttergestalten in dem Zwölften, die man noch heute in Berlin abergläubisch wohl beachtet**), in den Nächten zwischen dem 23. Dezember und 3. Januar stattfand, daß die Erinnerung daran in den Gestalten der Fru Gode, Fru Frick, Fru Herke, Fru Holle nach Zurückdrängung der wendischen Einwanderung wieder aufgedämmert ist, das lehren uns die Handbücher der deutschen Göttersage und Volkskunde übereinstimmend. Ebenso wissen wir, wie ausnehmend geschickt die katholische Kirche
*) Der besprochene Kampf am 20. Februar 1S13 hatte den Bussen nur wenige Tote gekostet, leider darunter einen talentvollen jungen Mann, dem zu Ehren nahe dem Neuen Königstor an der Stadtmauer eine Tafel mit goldenen Buchstaben eingelassen ward. „Alexander Freiherr von Blomberg geb. zu Iggenhausen den 21. Januar 1788 fiel als erstes Opfer im deutschen Freiheitskampfe am 20. Februar 1813.“ Nach Abbruch des Tors und der Stadtmauer ward die Tafel an den das Grundstück der Barthomaeuskirche umfriedigenden Umfassungsmauer angebracht. Die beabsichtigten Straßenneuregulierungen in der Gegend werden vermutlich eine nochmalige veränderte Anbringung der Erinnerungstafel im Gefolge haben.
**) Als ich bei meiner Mutter in Berlin Dorotheenstr. 62 wohnte — das in den 30lger Jahren des 19. Jahrhunderts gebaute Haus ist noch unverändert und dadurch besonders kenntlich, daß die ganze Fassade mit kleinen Mosaiksteinen, von der Größe des Mosaikpflasters unserer Bürgersteige belegt ist — hielt dieselbe zwischen Weihnachten und Dreikönigstag eine Wäsche ab. Als nun gleich darauf ein uns ganz unbekannter Hausbewohner starb, hieß es bei den alten Frauen im Hinterhause: Na ja, das ist auch kein Wunder, die Frau Doktor hat ja in den Zwölften große Wäsche gehalten.