Heft 
(1907) 16
Seite
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16, (7. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 61

zweiten preußischen König ein scharfes Ediktwider die Alefanzereien zum Heiligen Christ auch hiergegen einschreiten mußte.

Das Weihnachtsfest verweltlichte sich, die Buden mit Weihnachts­gaben kamen auf die städtischen Märkte und Plätze und bildeten eine besondere Einnahme für die Kämmerei. So wissen wir aus dem älteren Köllnischen Stadtbuch, daß für Buden mit Wachslichter und Honigkuchen, also für echte Weibnachtsgaben, Stättegeld erhoben wurde. Neben dem städtischen Element machte sich aber seit der Einrichtung der landes­herrschaftlichen Residenz in Berlin und Kölln die Anteilnahme des Hofes geltend. Um 1590 wurde z. B. von den Prinzen und Prinzessinnen des kurfürstlichen Hauses nebst vielen adligen Genossinnen eine gar artige Komödie von der Geburt des Herrn Christi mit Musik aufgeführt. Der Weihnachtsmarkt, erst auf dem Petriplatz und Köllnischen Fisch­markt, folgte mehr und mehrdem höfischen Zuge und etablierte sich, von landesväterlichem Wohlwollen begleitet, allmählich in der Breiten Straße. Sonderbarerweise beschenkte der Hof sich aber noch nach west­europäischer Art, also wie in England und Frankreich: um Neujahr; erst Friedrich der Große führte die Weihnachtsbescherung für sich am ersten Weihnachtstage ein.

Und an letzterem Tage ist als an dem eigentlichen Beschenkungs- tage auch in Berlin lange festgehalten worden, ja einzelne Familien tun das noch heute. Da können also die Kinder immer noch wörtlich recht haben mit ihren am Heiligabend aufgesagten Yerslein;

Morgen Kinder, wirds was geben,

Morgen werden wir uns freun,

Welche Wonne, welches Lehen,

Wird in diesem Hause sein.

Einmal werden wir noch wach,

Heißa! Dann ist Weihnachtstag.

In meiner frühesten Jugend, in den vierziger Jahren des vorigen J ahrhunderts, über wog aber bereits weitaus die pädagogische Anschauung, die armen Kleinen nicht die ganze Nacht hindurch in Aufregung zappeln, sondern ihnen das Zugedachte bereits am Heiligabend zukommen zu lassen, damit sie ausschlafen und mit ausgeruhtem Magen an die schweren süßen Genüsse des Weihnachtstages herantreten können. Schlafen tun freilich die meisten Kleinen vor Freude doch nicht.

Friedrich Nicolai, der sonst alles Merkwürdige Berlins ausführlicher schildert, bringt (1769) in seiner Beschreibung Berlins nur eine kurze Nachricht:Der Christmarkt ist hauptsächlich nur für die Einwohner der Residenzstadt eingerichtet, von welchen allerhand Waren, besonders Puppenwerk, Drechslerarbeit, Pelzwerk und Naschwerk verkauft wird.