Heft 
(1907) 16
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16. (7. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

spezifiziert; für würdige und zweckmäßige Verwendung der Armen­spende war nach Möglichkeit Fürsorge getroffen. Als besondere Fonds der kirchlichen Armenpflege bis in unsere Zeit fortgeführt, sind zu nennen: der kirchliche Tuchfonds. Stifter sind: Graf llochus von Lynar, Graf Maximilian von Lynar auf Schloß Lübbenau, König Friedrich Wilhelm IV,, die Superintendenten Stechow und Guthcke, Schneider­meister Duchstein, Lehrer Wilde aus Pichelsdorf, Oberpfarrer emeritus Pezold, Stadältester H. Zimmermann. Die Gaben an Tuch und Geld werden alljährlich in einer Wertsumme von 140150 M. amFreitag nach Simon Judäa in der Kirche an Arme verteilt; sodann: der Karl Stechowsche Konfirmandenfonds, 1683 mit 900 M. zur Beschaffung von Gesangbüchern für arme Konfirmanden gestiftet. Die Zeiten haben sich geändert, neue Aufgaben erstanden, neue Wege waren zu beschreiten. Neben der großartig ausgebauten und reich dotierten städtischen Armen­pflege geht die freie Liebes- und Vereinstätigkeit rüstigen Schritts einher, daneben ist die kirchliche Armenpflege in neuer, stetig wachsender Aus­gestaltungim 'Dienst geblieben. Der Etat der kirchlichen Armen-, Kranken- und Gemeindepflege von St. Nikolai hat zurzeit eine jährliche Einnahme von 9000 M. (Zinsen, Mitgliederbeiträge, aus der Kirchenkasse, aus Legaten, aus städtischen Mitteln, von Vereinen und Anstalten). Die sonntäglichen Kirchenkollekten (der frühereKlingelbeutel) von fast 1000 M jährlich, sowie die Sammlungen bei Hochzeiten (Sammler sind unsre Kurrendaner-Leviten), etwa 200 M. jährlich, sind in dieEin­nahmen miteinbegriffen. Besonders gebucht werden alle freien persön­lichen Liebesgaben und sonstige besondere Emolumente. Den Dienst der Nikolaikirche an den Armen und Kranken, an den Anstalts- und Waisenkindern der verschiedenen Bezirke in Krippe, Kinder-Bewahr- anstalt und Kinderhort verrichten seit nunmehr fast dreißig Jahren ein­heitlich im Geist der Kirche die Diakonissen aus dem Mutterhause Bethanien in Berlin. Die Arbeit ist eine reich gesegnete und fortdauernd zunehmende. Die Zahl der Diakonissen mit Einschluß von 3 Hilfs­schwestern beträgt zurzeit 12. Die Zahl der Kinder in den Kinder­heimen und Kinderpflegestätten ist unter Zuzählung der Besucher unsrer Strick- und Flickschulen auf gegen 600 gestiegen! Mit einem warmen Appell, der kirchlichen Armenpflege von Nikolai, namentlich auch zur bevorstehenden Weihnacht, helfend zu gedenken, schloß dieser Teil des Vortrags.

An letzter Stelle wurde die Kirchenbibliothek von St. Nikolai genannt; sie verdankt ihren Bestand den verschiedenartigsten Schenkungen und Legaten. Als Donatoren werden genannt der Generalmajor und Gouverneur v. Schöning (1682), die Prediger Wegener aus Gerinendorf und Korthym aus Pankow (1765/1766), die Erben des Archidiakonus Mendius (1722). Ein eigenartiger Zuwachs entstand der Kirchenbücherei