Heft 
(1907) 16
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

Märkischen Provinzial - Museum, indem er aus seiner mehr als dreißig­jährigen Praxis Herrn Conwentz vollkommen beipflichtet.

Die Schutzmaßregeln, welche die Regierung im Auge gehabt hat, haben sich längst in das Gegenteil verkehrt und schädigen die Erhaltung der vorgeschichtlichen Denkmäler auf das empfindlichste.

Dazu kommt die ganz ungehörige, unzweckmäßige, ja geradezu verkehrte Aufhäufung von Fundmassen aus allen preußischen Provinzen in der vorgeschichtlichen Abteilung des hiesigen Yölkermuseums. Es wird hierbei die eigentliche sinngemäße Bestimmung des Völkermuseums durch­aus verkannt. Das Völkermuseum soll eine allgemeine Übersicht über die Entwickelung des Völkergedankens und der primitiven Kultur auf dem ganzen Erdball geben, auch der vorgeschichtlichen. Was geschieht statt dessen seit Jahrzehnten? Man sammelt in der Tat planlos jeden neuen Fund, der in den Provinzen irgendwo gemacht wird, sobald man seiner habhaft werden kann, zu ähnlichen Fundvorräten hinzu. So entstehen von gewissen Landstrichen übermäßige Massen verwandter Gegenstände, die im Kgl. Museum wegen Personal-, Zeit- und Raummangels auch nicht annähernd hinreichend wissenschaftlich verarbeitet werden können, vielmehr auf viele Jahre, vielleicht für immer in schwer zugänglichen Magazinen modern. Dergleichen Fundsachen gehen somit nicht bloß der Allgemeinheit so gut wie verloren, sondern diese Verluste schädigen auch die Entwickelung, Vervollständigung und Vertiefung der Landes­kunde, welche den großen Provinzialmuseen sowie den wissenschaftlich organisierten kleineren Museen in unseren Provinzen damit entgehen.

Es tut dringend Abhülfe in der Organisation und vor allem in dem Arbeitsplan der Abteilung vorgeschichtlicher Altertümer des Kgl. Instituts not. Dabei wird es sich u. A. auch um eine systematische Ausfüllung der ungeheuren geographischen Lücken, welche die Kgl. Sammlungen noch aufweisen, handeln.

Der Vorsitzende bestätigt dies Alles unter Zustimmung der Ver­sammlung und schließt mit dem Hinweis auf die seitens der jetzigen Generaldirektion der Kgl. Museen geplante Verlegung des Museums für Völkerkunde mitsamt der vorgeschichtlichen Abteilung und dem sog. Deutschen Volkstrachten-Museum nach Dahlem. So sehr diese Verlegung wegen der Entfernung von Berlin bedauerlich erscheint, so ergiebt sie sich als die einzige Gelegenheit, in den nachgerade in der Königgrätzer Straße unerträglich und unhaltbar gewordenen Sammlungsverhältnissen Wandel und Abhülfe zu schaffen. Dem neuen General - Direktor Herrn Dr. W. Bode erwächst hier eine höchst dankenswerte Aufgabe. Möge es seiner Tatkraft gelingen, das Chaos zu klären und zu ordnen, wie man dies vom Standpunkt modernster Sammlungspflege und Museums­technik erwarten muß. Dabei wird besonders auch das Verhältnis zu den Provinzialmuseen und den beteiligten wissenschaftlichen Vereinigungen