17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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V. Wissenschaftliche Auszeichnung für unser Mitglied Redakteur Rudolf Schmidt. — Der Vorstand des Börsenvereins der deutschen Buchhändler zu Leipzig, die berufene Vertretung des gesamten deutschen Buchhandels, hat, nach einem sehr günstig ausgefallenen Gutachten des Historiographen des Vereins, Dr. Goldfriedrich in Leipzig, beschlossen, dem Verfasser des großen, sechsbändigen biographischen Werkes Deutsche Buchhändler, deutsche Buchdrucker, Redakteur Rudolf Schmidt zu Eberswalde, zur Drucklegung der letzten drei Bände der umfangreichen Arbeit eine Beihülfe von 300t) Mark zu bewilligen.
VI. Unserm Ehrenmitglied Professor Dr. Hugo Jentsch - Guben ist der Rote Adlerorden IV. Klasse verliehen worden.
C. Naturkundliches.
VII. Als auch in der Mark häufiges Naturerzeugnis interessiert uns der Bernstein.
Aus dem dem Landtags-Etat beigegebenen Geschäftsbericht der Bernsteinwerke in Königsberg für das Etatsjahr 1905 ergibt sich, daß das finanzielle Ergebnis in diesem Jahre trotz recht ungünstiger Produktionsverhältnisse befriedigend war. Der Bernsteingehalt der fiskalischen Werke ist beständig her unter gegangen, er betrug 1905 nur noch 559 g auf einen Wagen blauer Erde gegen 771 g im Jahre 1899 und 613 g im Jahre 1904. Die Ausbeute an Rohbernstein blieb daher um 55,935 kg gegen das Vorjahr zurück. Auch die Güte des Rohbernsteins ist zurückgegangen. Die Ausbeute in den für die Bernsteinwaren- Fabrikation geeigneten Sorten hatte schon vorher zur Deckung des Bedarfes nicht voll ausgereicht. Es konnten aber immer noch die alten Bestände mit herangezogen werden. Sehr bemerkbar machte sich das im Jahre 1905, wo die Ausbeute in den betreffenden Sorten sich auf 66,040 kg bezifferte, während der Verkauf sich auf 74,870 kg belief. Die Verkaufsmenge entsprach aber durchaus nicht der Nachfrage.
Dennoch scheint es, als wenn der Verbrauch von Bernstein bei uns nicht zugenommen hat. Der Orient bleibt nach wie vor der Abnehmer. Bernsteinabfälle, überhaupt kleine Bernsteinstücke finden in Berlin zur Herstellung von Räucherpulver und von Bernsteinlack massenhaft Verwendung. Hoffentlich wendet sich auch bei uns einmal wieder die Mode derartig, daß das edle tertiäre Fichtenharz von neuem erheblich mehr zu Schmucksachen (Perlen u. dgl.) verwendet wird, wie dies noch im Anfang des 19. Jahrhunderts der Fall war. Wären nicht unsere Seebäder da, von denen man Bernsteinschmuck als Andenken mitbringt, so würde bei uns der Bernstein als Schmuck kaum mehr verbreitet werden. Früher im 17. uud 18. Jahrhundert fertigte man zu Königsberg i. 0, und in Berlin kleine Kabinette, Schmuckkästchen und dgl. aus Bernstein, fournierte auch Tische und Kommoden aus Bersteinplatten.