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17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
schädlich, solange er rein bleibt. Mit Straßenkehricht verunreinigter Schnee kann aber den Fischen recht verderblich unter Umständen werden, indem er in die Kiemen eindringt und die Atmung bis zum Ersticken erschwert.
Von der Hochwassergefahr, die von unserer Oder ausgeht, gibt uns eine Mitteilung unsers verehrten Mitgliedes Professors Dr. Hugo Jentsch ein anschauliches, freilich recht trauriges Bild. Die Eisversetzung unterhalb von Schiedlo, Kreis Crossen a. O. hatte am 8. und 9. d. M. soviel Wasser ins Dorf gebracht, daß die Besitzer eiligst zur Rettung ihrer Kartotfeln aus Kellern und Mieten schreiten und Tag und Nacht mit großer Anstrengnng und Sorge arbeiten mußten. Nach vollbrachter Arbeit atmeten sie zwar auf, da sie sahen, daß das Wasser zu fallen anfing, nach drei Tagen aber zeigte sich, daß ihre Freude verfrüht gewesen war. Im Gegenteil hatte sich die Sachlage noch gefahrdrohender gestaltet, da die Deichdämme infolge der Eisversetzung oberhalb des Dorfes nicht dem gewaltigen Druck zu widerstehen vermochten und infolgedessen ein Dammbruch eintrat. Die Dammwachen, welche die Gefahr kommen sahen, eilten, Faschinen und Sand zu holen, um den Deich zu schützen. Da aber Faschinen nicht zur Hand waren, sondern ca. 500 Meter entfernt lagen, vermochten sie nicht mehr rechtzeitig die gefährdete Stelle zu erreichen. Ehe sie anlangten, rief ihnen schon ein an dem bedrohten Punkte zurückgebliebener Kollege zu: „Dammbruch! Retten!“ Da sie bereits abgeschnitten waren, so mußten sie sich in wilder Flucht querfeldein mitten durch Wasser, Gräben und Eis nach dem Dorfe retten, in steter Angst um das Los ihrer Familie. Durch den Dammbruch war das Wasser im Dorfe von neuem gestiegen, und es galt nun, den Viehbestand zu retten, was mit großer Mühe und Lebensgefahr verbunden war. Bei einem Besitzer standen die Kühe zwei Tage und zwei Nächte bis an den Bauch im Wasser, ehe sie in Sicherheit gebracht werden konnten. Vor dem heftigen Ansturm des Wassers mußten die Schweine auf den Boden gerettet werden. Am meisten gefährdet war das nördliche Ende des Dorfes, der sogenannte Kietz. Mensch und Vieh hatten gleiche Angst auszustehen. Ein Hahn nahm vor Schreck seine Zuflucht in einem Keller. Binnen kurzem war der Keller mit Wasser gefüllt, sodaß es dem Besitzer nicht mehr möglich war, den Hahn zu befreien. Das arme Tier mußte drei Tage und drei Nächte ohne Futter aushalten. Trotzdem nämlich drei große Brote in dem Keller lagen, war es dem Unglücksvogel unmöglich, seinen Hunger an denselben zu stillen. Es konnte nämlich den einmal eingenommenen Platz nicht verlassen, weil er bei der Kälte mit dem Schwänze im Eise eingefroren war. Das unerreichbare Brot vor ihm, der nagende Hunger in ihm, dazu die Furcht vor dem Wassertode, das bereitete dem bedauernswerten Hahn unsagbare Qualen, denen er von Zeit zu Zeit durch