Heft 
(1907) 16
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

Regimenter bezogen darauf ein gemeinsames Camperaent* *) vor der Stadt, in dem nachmittags mit dem kurfürstlichen Hofstaat die Esquadron der Gardes de Corps (ehemals Trabanten) und die nenerrichtete Schweizer- Garde eintrafen. Am Morgen des 4. Oktober formierten sich die Truppen in langer, glänzender Linie vor dem Lager, um der Ankunft des kurfürstlichen Landesherrn zu warten, der von Quartseben her, wo er sich die letzten Tage zur Jagd aufgehalten hatte, herankommen sollte. Der Chef der Leib-Dragoner**), als erste Persönlichkeit unter der neu- märkisclien Ritterschaft, war an ihrer Spitze dem Kurfürsten zur Ein­holung entgegengeritten; seinem Reiterzuge schlossen sich zahlreiche, durchweg sechsspännige Karossen derjenigen Landstände an, welche nicht in der Lage waren, den Landesherrn im Sattel einzuholen. Gegen 10 Uhr kam der landesherrliche Wagenzug in Sicht der Truppen und bald fuhr Kurfürst Friedrich unter dem Wirbel der Pauken und Tambours an der Truppenfront entlang, in der sich Fahnen und Kornetts***) zum Salut des Kriegsherrn senkten; sobald der kurfürstliche Zug die Truppen­front passiert hatte, schwenkten die Regimenter ab und reihten sich an, um den Kurfürsten nach dem Stadtschloß zu eskortieren, wo folgenden Tages der Huldigungsakt stattfinden sollte. Der feierliche Einzug in die Stadt, an deren Grenze Bürgermeister und Magistrat in Amtstracht auf- geslellt waren, bot mit allem Prunk, den die Zeit kannte, Ständen wie Bürgerschaft der Neumark ein noch nie gesehenes Schauspiel kurfürst­lichen Glanzes. Ein Pauker und zwei Trompeter eröffneten den Zug; ihnen folgten unter dem Generalmajor v. Natzmer die Eskadron Gensdarmes in goldbetreßten Hüten, blauen Röcken und Schabracken, und hinter ihnen die Grand Musquetairs in scharlachroten, goldbetreßten Röcken, Schabracken und Bandelieren, durchweg mit Perücken und von weißen und braunen Federn bestutzten Hüten. Nun kam die Reihe der sechsspännigen Karossen der Landstände, die mit der unbesetzten kurfürstlichen Staatskarosse schloß. Hinter dem Wagen folgte das kur­fürstliche Pagenkorps, denen zwei kleine Mohren in blauen, goldbetreßten

Mousquetairs aufgestellt. 1691 wurde aus dieser 8. Kompagnie eine Eskadron Gensd'armes gebildet. Die Grands Musquetairs und die Grenadiers ä cheval zeichneten sich bei dem Sturm auf Bonn 1689 ganz besonders aus. 1697 wurden die Grenadiers ä cheval aufgelöst. Am 11. Juli 1708 fochten die Grands Mousquetairs noch ruhmreich in der Schlacht bei Oudenarde. Da 1709 nur noch wenige Grands Mousquetairs vor­handen waren, so wurden sie aufgelöst. N.

*) Dieses Lager befand sich zwischen Schaumburg und Drewitz. N.

**) Joachim Friedrich v. Wreech, geb. 22. 9. 16501. 4. 1690 als Oberst Chef des Leibregiments Dragoner 9. 4. 1695 Generalmajor 10. 2. 1704 Generalleutnant und Gouverneur von Preußisch - Geldern 27. 3. 1714 verabschiedet gestorben 9. 4. 1724 als General der Kavallerie, beigesetzt in der Gruft der Dorfkirche zu Tamsel.

***) Standarten.