17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
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Röcken voranritten, dann vom Generalmajor v. Wreech geführt, die neumärkische Ritterschaft zu Pferde, darauf ein kurfürstlicher Heerpauker mit zwölf Trompetern, die Hofwürdenträger unter dem Oberhofmarschall Baron v. Lottum, der General von Barfus und Markgraf Christian Ludwig, der Magistrat von Cüstrin und hinter diesem in achtspänniger Karosse der Kurfürst, an dessen Seite sein Bruder Markgraf Philipp Wilhelm saß. Der überaus prachtvolle Wagen war von Heiducken umgeben, und an seinem Schlage vom kurfürstlichen Stallmeister eskortiert; zu beiden Seiten schritt in blauer, karmosin- und goldbesetzter Montur mit weißen Federstutzen auf den schwarzen Sammethüten die Schweizer Leibgarde. Dem kurfürstlichen Wagen unmittelbar folgten drei auskommandierte Züge der Gardes de Corps, der erste auf Schimmeln, der zweite auf Rappen und der dritte auf Braunen, hinter ihnen die Grenadierkompagnie vom Fußregiment des Markgrafen Philipp Wilhelm, dessen Hautboistenkorps, ein Bataillon des markgräflichen Regiments in blauen orange ausgeschlagenen Röcken, und hinter seinem Pauker- und Hautboistenkorps machte den Beschluß das alte und wohlversuchte Leibregiment Dragoner in des Regiments gewöhnlicher Farbe, weiß mit blau, ebenfalls ganz neu und wohl mundieret. Das Regiment trug weißgraue Leibröcke mit blauen Ärmelaufschlägen. Die Schöße waren aufgehakt, so daß das blaue Futter sichtbar war.
Das lange freiwallende Haar wurde, um das Herumflattern zu hindern, zu einem Zopfe geflochten, dessen Ende, in einem schwarzen Haarbeutel gesteckt, zwischen den Schulterblättern bis zur Mitte des Rückens herunterhing.
In solcher Ordnung erfolgte der Einzug*) in die neumärkische Hauptstadt, in deren Schloß der Kurfürst, vom Landeskanzler und den Räten begrüßt, abstieg, währerd die Truppen in ihre Quartiere abrückten. Die Leib-Dragoner bezogen von neuem die Ortschaften in der Umgegend von Cüstrin, nur ihr Chef als Landsasse der Neumark, sowie Oberstleutnant Freiherr v. Blumenthal als kurfürstlicher Kammerherr blieben in der Stadt, um folgenden Tags am Huldigungsakt im Cüstriner Schlosse teilzunehmen. „In der Beschreibung der Feierlichkeiten“ wird berichtet: „Am 5. Oktober, als am Huldigungstage, begaben sich die Kollegia früh ins kurfürstliche Vorgemach und die Ritterschaft auf den großen Schloß- saal, und nachdem jene ihren schon früher geleisteten Amtseid der Treue mit einem Handschlage bekräftigt hatten, fand die Huldigung statt. Der Kurfürst saß auf einem drei Stufen hohen Throne, darüber ein mit Gold gestickter, karmoisinsamtner Himmel und unten alles mit rotem Tuche bezogen. Nach der Huldigung begab sich der Kurfürst mit
*) Unweit des Provianthauses am kurzen Damm standen zwei Pyramiden, an der Marktecke eine Ehrenpforte und dieser gegenüber am anderen Ende des Marktes wieder zwei Pyramiden.
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