17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereins]ahres.
101
Gothaische Hofkalender ein, indem er von da ab zugleich ein „diplomatisch-statistisches Jahrbuch“ wurde. Eine vollständige Zusammenstellung der preußischen Adreßkalender hat Herr Dr. Haß unternommen und wird sie demnächst in den „Forschungen“ veröffentlichen. — Der Vortragende gab dann noch eine genauere Beschreibung der ersten Berliner Adreßbücher von 1704 und 1705, die noch ein von 1706 etwas abweichendes Schema zeigten und auch noch kurze historische Artikel über das Herzogtum Preußen und die Geschichte der Kurfürsten von Brandenburg enthalten. Er zeigte einen in der Vereinsbibliothek befindlichen älteren historisch-geographischen Kalender auf das Jahr 1696 vor, der den Titel führt: „Alter und neuer Churbrandenburgischer Land-, Kriegs-, Siegs- und Heldenkalender“, und wies auf eine Reihe von ähnlichen Kalendern mit historisch-geographischen Beigaben aus der Zeit König Friedrichs I. in der Königlichen Bibliothek und im Hohenzollern- museum hin. Namentlich die in diesen Kalendern sich findenden Darstellungen von Ereignissen aus jüngst vergangener Zeit können auch ein gewisses historisches Interesse beanspruchen, ähnlich wie gleichzeitige Zeitungsberichte oder Flugschriften, und eine systematische Zusammenstellung auch derartiger Kalender mit historischen Beigaben erscheint daher als wünschenswert.
Herr Dr. Hass fügte in der Februarsitzung Ergänzungen bei. Die Serie der Berliner Adreß-Kalender, deren Vorläufer ein i. J. 1704 erschienenes Taschenbuch „das jetztlebende Königlich Preußische und Chur-Fürstliche Brandenburgische Haus“ und ein im Jahi’gang 1705 des in französischer Sprache herausgegebenen „Almanach astronomique, historique et öcono- mique“ enthaltenes Behördenverzeichnis bilden, beginnt mit dem Jahre 1706 und ist seitdem bis zur Gegenwart fortgeführt worden (1906: 192. Jahrgang). Während des 18. Jahrhunderts trat eine Unterbrechung nur einmal im Jahre 1714 ein; die vielen Personalveränderungen, die Friedrich Wilhelm I. kurz nach seiner Thronbesteigung, namentlich im Hofstaat vorgenommen hatte, stellten der Neubearbeitung damals große Schwierigkeiten in den Weg. Empfindlicher ist die Lücke, die durch die Jahre der Neubildung des preußischen Staatswesens (1808—1817) bezeichnet wird, um so mehr, als in dieser Zeit auch kein Staatshandbuch erschienen ist. Die Akademie stellte das Erscheinen nur sehr ungern ein, da sie dadurch eine namhafte finanzielle Einbuße erlitt, vor dem völligen Abschluß der Verwaltungsreform war aber eine erneute Herausgabe nicht möglich. Das Projekt, den Adreß-Kalender mit dem Bratringschen Industrie-Adreßbuch zu verschmelzen, ist nicht zur Ausführung gelangt.. Mit der Aufhebung des Kalender-Monopols der Akademie (1811) hörte die Herausgabe des Adreß-Kalenders durch diese auf; 1818—21 erschien er unter Genehmigung des Staatskanzlers; im Jahre 1851 übernahm das Bureau des Ministeriums des Innern die Redaktion.