Heft 
(1907) 16
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17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. VereinBjahres.

Der Inhalt des Adreß-Kalenders erstreckte sich bis 1787 nur auf Berlin, seit 1788 auch auf Potsdam und seit 1878 außerdem auf Char­lottenburg; vorübergehend wurden in der Zwischenzeit (1836 bis 1846) noch mehrere andere größere Städte der Kurmark miteinbezogen. Die Anordnungen der Rubriken nach den drei Abteilungen: Hofstaat, Kriegs­staat und Zivilstaat hat sich die ganze Zeit über behauptet und besteht im wesentlichen noch heute. Der Kriegsstaat (Militär-Etat) oder auch nur die Garnison werden während der Kriegsjahre im 18. Jahrhundert gewöhnlich ausgelassen. Daß von 1722 an der gesamte Hofstaat, der Geh. Staatsrat und der Geh. Kriegsrat fehlen, beruht auf einem aus­drücklichen Befehl Friedrich Wilhelms I. Der Hofstaat wnrde 1757, der Geh. Staatsrat erst 1775 wieder eingerückt. Mit dem Jahre 1777 erfuhr die Einrichtung des Adreß-Kalenders insofern eine wichtige Änderung, als sämtliche Privatleute, Gewerbetreibende usw. in einen besonderen Anhang gebracht wurden.

Der Vortragende ging dann noch auf die ökonomische Verwaltung des Adreß-Kalenders ein, die mit der der übrigen von der Akademie herausgegebenen Kalender gemeinsam war und seit 1765 in der Form der Verpachtung an buchhändlerische Unternehmer übergeben wurde. Schließlich schilderte er, namentlich auf Grund der einschlägigen Akten der Akademie der Wissenschaften, das Verfahren, das während des 18. Jahrhunderts bei der Redaktion des Adreß-Kalenders, sowie bei der Beschaffung des amtlichen Materials beobachtet wurde. Die vielfachen Mängel dieses Verfahrens, insbesondere auch die unvollkommene Or­ganisation des Redaktionsgeschäftes führten, je länger desto mehr, zu Unzuträglichkeiten zwischen der Akademie und den Pächtern (Verlegern), sie hatten vor allem die üble Folge, daß die Adreß-Kalender immer später im Jahre erschienen und oft eine große Menge von Druckfehlern, Versehen, veralteten und unrichtigen Angaben enthielten. Bei der gegen­wärtigen Benutzung dieser Bücher ist in Anbetracht dessen immer eine gewisse Vorsicht geboten, hauptsächlich in denjenigen Fällen, wo sie als ausschließliche Quelle in Betracht hommen.

E. Bildliches.

XX. Mitteilungen von Boswau und Knauer, Architektur und Bauausführungen. Unser im künstlerischen Baufach unermüd­lich tätiges Mitglied Ingenieur Hermann Knauer gibt jetzt eine eigene seinen Neuschöpfungen gewidmete Zeitschrift heraus, von welcher ich heut die 1. Nr. 1. Jahrgang 1907 vorlege. Dies Heft ist erfreulich illustriert und es interessiert uns darin vorzugsweise das von uns wieder­holt besichtigte Neue Schauspielhaus am Nollendorfplatz in Schöneberg. die nächste Nummer wird voraussichtlich dem seiner Vollendung entgegensehenden großenKaufhaus des Westens gewidmet werden,