Heft 
(1907) 16
Seite
103
Einzelbild herunterladen

17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

103

das sich in imponierenden Verhältnissen in Charlottenburg am Witten« bergplatz erhebt, Ecke Tauenzien-, Ansbacher- und Passauer Straße.

XXI. U. M. Herr Architekt Kiihnlein hatte darauf aufmerksam gemacht, daß im Bezirk der Försterei Schenkendorf bei Guben ein mutmaßliches Hünengrab vorhanden sei. Ich übersendete die bezüg­lichen Notizen unserm Ehrenmitglied Professor Dr. Je nt sch, der sich der Sache in gewohnter Gefälligkeit und Gründlichkeit annahm.

Geht man von Guben die südliche Kreischaussee nach Schenken- dorf, Niemitzsch, Markersdorf, Forst i. L. entlang, so sieht man links von ihr, jenseits, südlich der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn und weiter südlich vom Wege Schenkendorf Tzschernowitz (jetzt Waldweg, ehemals größere Verkehrsstraße) einen langgestreckten ostwestlichen Höhenzug, der das Gesichtsfeld begrenzt und ganz mit Kiefernwald be­deckt ist. Etwa in seiner Mitte liegt auf einer mäßigen Erhebung, an die westlich eine höhere, auch flache, stößt, der als Grab bezeichnete Hügel, eine flachkonische Kuppe, unvermerkt in eine flachere allseitige Absenkung übergehend, die möglicher Weise vorzeiten durch Abspülung des Bodens von der künstlichen Erhöhung entstanden ist. Die flache Kuppe, ungefähr kreisförmig, mißt noch jetzt im Durchmesser 1516 Schritt zu 60 cm also rund 10 Meter. Einzelne 40 bis 60 jährige Kiefern stehen auf der Erhöhung. Im südlichen Teil sind Spuren einer alten Eingrabung sichtbar. Von Osten ist Herr Hegemeister Rohr, der Bezirks­förster, in der Annahme ein Ganggrab vor sich zu haben, einer der gedruckten Anweisungen folgend, auf der Bodensohle hineingegangen, aber durch nachfallenden Boden und große Steinblöcke abgeschreckt worden und hat die Haube wieder sorgfältig geschlossen. Hiernach liegen etwa 75 cm unter der gegenwärtigen Oberfläche dicht gepackte Haufen faust- und kopfgroßer Steine, vielfach mit Sprengflächen, weiter unten kürbisgroße, noch tiefer Blöcke vom Umfang eines Zweischeffel­sacks oder eines halben Wollenballens. Eine Grabkammer liegt nach dem Gesamteindruck nicht vor, es ist also wahrscheinlich, daß die etwaigen Grab urnen zerdrückt sind.

In diesen Steinhügelgräbern, den ältesten des Lausitzer Typus pflegen die Bronzebeigaben äußerst gering zu sein. Die allfälligen Arbeitskosten der Abdeckung veranschlagt Herr Rohr auf etwa 70 M.

Herr Jentsch schlägt vor, lieber Schritte zu tun, daß dies seltene Grab erhalten bleibe als einer der charakteristischen Typen des ältesten Lausitzer Formenkreises. Da das Grab forstfiskalisch ist, ließe sich das Bewachungsgebot ohne besondere Schwierigkeit aussprechen.

Ich trete den Ausführungen des Herrn Prof. Jentsch durchaus bei; die Brandenburgia würde dem Herrn Provinzial Konservator sehr dank­bar sein, wenn er die nötigen Schritte zur Sicherung dieses ehrwürdigen Volksdenkmals unternehmen wollte.