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17. (8. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.
Die Ihnen vorgelegten von Herrn Jentsch am 12. Oktober v. J. angenommenen Photographien zeigen den ganzen Hügel von Süden, ferner die Südostseite desselben sowie endlich die Südwestseite. .
Herrn Jentsch gebührt ebenso wie Herrn Kühnlein Dank für die Anregung der Untersuchung und für letztere selbst.
XXII. Steinhausen-Ausstellung. Die freie Lehrervereinigung für Kunstpflege ladet zu einer den eingangs genannten Meister feiernden Ausstellung im Dürer-Hause, Kronenstr. 18 ein. Die Ausstellung bietet neben sämtlichen Vervielfältigungen (Lithographien, Radierungen usw.) eine große Anzahl von Original-Handzeichnungen aus dem Privatbesitz des Meisters, die einen Einblick in das gesamte graphische Schaffen Steinhausens gestatten, und einige Kartons zu den Gemälden in der Aula des Kaiser-Friedrich-Gymnasiums zu Frankfurt am Main.
Verbindlichen Dank für die Einladung zur Besichtigung, zu welcher wir unsere Mitglieder hierdurch auffordern.
XXIII. Eine harmlose Erinnerung an die Biedermaier- Zeit, über welch letztere ich in der letzten Sitzung gesprochen, lege ich Ihnen in folgender Form vor: „Ein Ständchen vor dem Potsdamer Tor.“ Unterhaltendes Würfelspiel für fröhliche Zirkel. Mit 8 Kupfern und 3 Würfeln. Berlin bei Carl Scheuer.
Dies uns fast kindlich anmutende Spiel mit 8 bunten Kästchen war keineswegs für Kinder, sondern in erster Linie recht eigentlich für Erwachsene, in der Tagesliteratur bewanderte Damen und Herren bestimmt. Es legt Zeugnis ab, in wie harmloser Weise sich die Berliner vor 80 Jahren vergnügten. Das vorliegende Exemplar rührt etwa aus dem Jahre 1825 her und zeigt uns in kolorierten Kupferstichen von Tarockkartengröße: 1. Mad. Kunze; 2. Fiekchen, Dienstmädchen; 3. Herrn Hintze; 4. Lina, ältliches Kindermädchen mit einem Glas Weißbier in der Hand; 5. Säbelknopff, Unteroffizier; 6. Valentin aus Kyritz; 7. den an Schiller in seiner Gohlitzer Tracht erinnernden Herrn Kunze und 8. die wohlbeleibte Küchenfrau, die Kostüme etwa aus der Zeit von 1790 gewählt.
Dabei liegt eine Spielanweisung für das Auswürfeln.
Herr Professor Dr. Pniower teilt mit: Die Posse „Ein Ständchen vor dem Potsdamer Tor“ wurde im Berliner Schauspielhaus vom 31. August 1823 bis zum 6. September 1857 aufgeführt. In dem „Statistischen Rückblick über die Königlichen Theater in Berlin“ von Schäffer und Hartmann heißt es S. 23 nach dem Titel der Posse: Vaudeville-Posse in 1 Akt, Wahl der Melodien von C. Blum. In einem Nekrolog auf den jungen Gern, der das Kindermädchen oder die Kinderfrau spielte, nennt Friedrich Tietz (Entsch, Deutscher Bühnenalmanach auf d. J. 1869, 34. Jahrgang) Carl Blum als Bearbeiter. Die Rolle der Lina gehörte zu den besten Gerns.