Kleine Mitteilungen.
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162'/i Kilogramm, jetzt 218 Kilogramm schwer, mit der etwas unsicheren Tönung in h, hat oben eine Eichenlaubborte, darunter: „Gegossen von Gustav Collier in Zehlendorf 1892.“ Die Inschrift lautet:
0 Land, Land, Land,
Iloere des Herrn Wort!
(Jerem. 22, 29.)
Die Glocke, mit einer, bis nach unten reichenden Zugleine versehen, wird nur beim Geläut an großen Festtagen mit benutzt. Im übrigen dient sie zum Einläuten des Taufgottesdienstes und des Kindorgottesdienstes. Was der St. Nikolaikirche not tut, ist ein großes, schönes, nach allen vier Himmelsrichtungen ausklingendes, harmonisches Viergeläut — unter Verwendung der beiden vorhandenen größem Glocken. Dazu ein elektrisch betriebenes Läutewerk. Die „Kathausglocke“ aber möge in den alten „Dachreiter“ der Kirche, den einst die beiden „Signierglocken“ inne hatten, emporklimmen und von dort mit ihrer zarten, für sich allein nicht unschönen Stimme die Kleinen und Kleinsten zur Kirche laden.
(Unter Benutzung von Nr. 298 des „Anzeiger für das Havelland“, Spandau, vom Mittwoch, den 20. Dezember 1905.)
Unser Mitglied Herr Karl Wilke teilt uns folgendes über eine unserer Waldungen mit.
Die große Heide „Werbellin“. — Ursprünglich ein gewaltiges Waldrevier mit echtdeutschem Namen, so echt wie alle unsere märkischen Namen, die sich trotzalledem nur sinngemäß aus der deutschen Sprache erklären lassen, so sehr auch die Vorliebe für das Fremdländische, Weithergekommene dagegen ankämpft aus einer Zeit, wo die Muttersprache noch für ungelehrt und unfein galt.
Werbellin hat dieselbe Bedeutnng wie die aus den Wagnerschen Tondramen bekannter gewordene Waberlohe und entstand aus dem Zeitwort „werben“, das ist wiederkehren, drehen, wenden, noch in Wirbel sprach- gebräuchlich, und lin, lyn, Iychen, das ist glühen, leuchten, das Licht, sodaß Werbellin mit „wiederkehrendes Licht“ zu ersetzen wäre. Dieser Name verweist auf die deutsche Mythologie, die den Wald im allgemeinen für den Wiedergebärer ansah, aus dem nach dem großen Weltenbrande, der Götterdämmerung, die Kückkehr der göttlichen Ordnung in allen irdischen Dingen, sowie des menschlichen Daseins erfolgen sollte. Er galt dem germanischen Inlandbewohner als der Begriff der gewaltigen Unendlichkeit, gleichwie dem Küstenbewohner das Meer. Vom Wald umschlossen, sah er abendlich das hehre Tagesgestirn im Walde untergehen und morgens in ungeminderter Helle Wiedererstehen, wie Jener sie aus den Fluten des Meeres auf- und niedertauchen sah. Daß der Name Werbellin auch für den in seiner Mitte liegenden See galt, von dem die raunende Sage erzählt, eine prächtige Stadt oder eine glänzende Burg, eddlsch das Albrad, die Lichtburg die Sonne, sei in seinen Fluten versunken, spricht gleichfalls dafür. Held Siegfried, der späte Enkel unseres heimatlichen Sonnengottes, erliegt an einem solchen