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Der Luckauer Busch einst und jetzt.
wurde diese Wildnis nutzbar gemacht. Alljährlich gestattete der Rat den Bürgern eine mit Strohbändern abgegrenzte Fläche abzuholzen. Sobald das Eis im Winter das gefahrlose Passieren gestattete, ertönte eines Tages aus dem Busche heraus ein starker Schuß, und jung und alt zog nun eiligst mit Schlitten ausgerüstet hinaus, um das notwendige Brennmaterial auf der bezeichneten Stelle einzuheimsen. Daß diese Wallfahrt stets von allen möglichen lächerlichen und tragikomischen Vorkommnissen begleitet war, darf wohl als selbstverständlich angenommen werden. Wie mögen die hachmuskeln in Tätigkeit getreten sein, wenn dieser oder jener über einen der zahlreich vorhandenen Baumstümpfe oder „ Küp en“ stolperte oder neben demselben mit Wehegeschrei durch die dünne Eisdecke in den Sumpf sank und ein gesundheitsförderndes Moorbad nahm. Recht unangenehm empfand ein großer Teil der Bürgerschaft die milden Winter, in welchen der Rat das Ilolzholen wegen der damit verbundenen Gefahren nicht gestattete. Und ganz enttäuscht war man, wenn man später seine Rechte geltend zu machen suchte und den Holzbestand nicht mehr vorfand. Die Vorstädter hatten trotz des Verbots des hohen Rats rechtzeitig „gehuscht“, auch S treuli ng und Rohr in reichem Maße gesammelt, und in so vorsichtiger Weise, daß selbst der Buschpfänder anscheinend nichts davon gemerkt hatte.
Über die früheren Wasserverhältnisse und den Luckauer Busch in sanitärer Beziehung hat mir Dr. Robert Behla, der mehr als 25 Jahre hier als Arzt und Kreisarzt tätig war, in dankenswerter Weise folgende äußerst wertvolle und interessante Mitteilungen gemacht:
„Der ausgedehnte Busch, früher sehr feucht, hatte torfigen Untergrund, war dicht mit Erlen und Eichen bewachsen und jährlichen Überschwemmungen ausgesetzt. Der hohe Grund wasserstand und die südlich gelegenen Zuflüsse der Berge, das Beesdauer und Goßmarer Fließ mit ihren vielfachen verzweigten Gräben andererseits, brachten Stauungen mit sich, mit wenig fließendem stagnierenden Wasser, in dem vegetabilische Substanzen in reicher Menge der Zersetzung anheimfielen. Dazu kam, daß der sehr unregelmäßige, hoher Ufer entbehrende, versandete weitere Flußlauf der Berste im Norden der Stadt keinen Abfluß gestattete, so daß der Busch im wahren Sinne des Wortes einem fortwährend stagnierenden Sumpfe glich. Es ist selbstverständlich, daß diese mißlichen Wasserverhältnisse zu vielfachen Beschwerden seitens der Adjazenten Veranlassung gaben über Wiesen- und Ackerüber- schwemmungen,. über Mißernten des Wiesenheus, der Feldfrüchte usw. Mehrere dicke Aktenbände liegen vor betreffend die Räumung des Berstefließes von Beesdau bis Golzig und weiter, sowie die wegen des Wasserstandes der Berste und deren Anstauung gepflogenen Verhandlungen, welche bis auf das Jahr 1805 zurückreichen. Es wurde, so gut es ging, Abhilfe geschaffen. Sie beschränkte sich meist darauf, daß der Besitzer