Der Luckauer Busch einst und jetzt.
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der Golziger Wassermühle gezwungen wurde, die Schützen zu ziehen, um den Wassermassen Lauf zu lassen. Aber mit den Jahren stellte sich immer klarer heraus, daß diese Maßregeln nicht genügten. Der unregelmäßige Lauf der Berste, die niedrigen Ufer, die Versandung und Verkrautung, die fortwährenden Klagen der Einwohner Luckaus über die Überschwemmungen des Stadtbusches usw. ließen die Notwendigkeit einer durchgreifenden Bersteregulierung als dringend hervortreten. Das Königl. Landratsamt in Luckau und die Königliche Regierung in Frankfurt a. 0. nahmen sich der Angelegenheit an; es wurden von Fachmännern Gutachten eingeholt, die Arbeiten in Angriff geuommen, aber es vergingen Jahre, Jahrzehnte, ehe die Bersteregulierung definitiv zu Stande kam. In den sechziger Jahren schließlich wurde eine Schauordnung von der Königl. Regierung erlassen, welche die Verhältnisse fortan regelte.
Die Vorflut der Berste von der Beesdau-Luckauer Grenze und die Zuflüsse waren somit gesichert, die Abzugsgräben im Busch gereinigt, die sogenannte „Kahnfahrt“ im Luckauer Stadtbusch gerade gelegt, Tiefe, Breite, Uferhöhe der Berste normiert, Säuberschwellen angebracht und Bestimmungen getroffen, daß in jedem Jahre eine Schaukommission den Flußlauf von Beesdau bis Lübben, dem Ort des Eintritts der Berste in die Spree, einer Besichtigung unterzog. Wesentliche Verdienste um das Zustandekommen der Bersteregulierung haben sich der nachmalige Ministerpräsident Otto v. Manteuffel und der Königliche Landesökonomierat Dr. Koppe in Beesdau erworben. Sehr bald besserten sich die Verhältnisse im Luckauer Busch.
Diese Bersteregulierung hatte nicht nur einen eminent wirtschaftlichen Nutzen, sondern auch einen großen sanitären Erfolg. Es ist bezeichnend, daß bei den vielen Beschwerden der damaligen Zeit unter den Gründen zur Herbeiführung besserer Zustände niemals, mit keinem Wort, der sanitäre Grund genannt ist. Der Sinn für die Aufgaben der _ Hygiene war noch nicht erwacht. Die Chronik von Professor fetter f erwähnt, daß Luckau wegen seiner Lage in einer sumpfigen Niederung in früheren Jahrhunderten unter anderem sehr am Sumpffieber zu leiden hatte. Nach authentischen Nachrichten von Ärzten und den Aussagen älterer noch lebender Luckauer grassierte unter den Einwohnern das „kalte Fieber“ so heftig im zweiten Drittel des vorigen Jahrhunderts, daß es zu den gewöhnlichsten und häufigsten Krankheiten in der Stadt zählte, und es wenig alte Leute gibt, die nicht in ihrer Jugend von dieser Krankheit befallen waren. Erwachsene wie Kinder erkrankten daran. Die gewöhnlichste Form war die Quotidiana, aber auch die Tertiana war nicht selten. Beobachtet wurde auch die Quotidiana duplex, ante ponens und post ponens und vielfach larvierte Formen. Nicht selten waren auch schwere perniziöse Formen, Cachexie, Blutarmut, sedematöse Schwellungen etc., weil die Krankheit oft sehr lange
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