Issue 
(1907) 16
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Der Lnckauer Busch einst und jetzt.

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mußte. Selbst mehr aufgeklärte Leute machten in ihrer Verzweiflung davon Gebrauch. Ein Lehrer, dernun schon 19 Jahre daran litt, bekam von einem Sympathiemanne einen kleinen Beutel, in dem ein geschriebenerSpruch sich befand, diesen mußte er auf der Brust tragen. Binnen drei Tagen sollte das Fieber weichen etc.

Man sieht aus Vorstehendem, wie sehr das Fieber damals in Luckau herrschte; ebenso auch an den an der Grenze des Busches liegenden Dörfern Sando, Wittmannsdorf, Goßmar, Beesdau, Görlsdorf, Franken­dorf, Freesdorf und Kahnsdorf. Merkwürdig ist, daß mehrere glaub­würdige Leute bestimmt erzählen, daß nach den vorerwähnten Prozeduren und Versprechen das Fieber auf einige Tage und Wochen wegblieb, dann aber wiederkehrte.

Wie sehr aber das Fieber in der Volksvorstellung Platz gegriffen hatte, ist daraus ersichtlich, daß es in unserer Gegend noch heute gang gang und gebe ist, von 7 blühenden Roggenähren, die man zuerst erblickt, die Blüten zu essen, um sich vor dem Fieber zu schützen, daß es auf den Dörfern heißt: das Fieber ist 77 erlei, und daß man auf dem Lande bei akuten Erkrankungen, die mit Schüttelfrost beginnen, am andern Tage erfreut ist darüber, wenn daskalte Fieber beseitigt ist. Die Medizin hat angeschlagen, und dies ist oft ein Grund, weiter nichts zu gebrauchen, denndas Fieber ist weg.

Seinen Höhepunkt scheint die Malaria gehabt zu haben in unserer Gegend in dem 3. bis 5. Dezennium des vorigen Jahrhunderts. Nun ist es sehr interessant zu verfolgen, wie Hand in Hand und gleichzeitig mit der Bersteregulierung, die sich mehrere Jahre hinzog, auch das Sumpf­fieber an Intensität abnahm. Die Aflfektionen wurden zur Verwunderung der Einwohner in Stadt und Umgegend seltener, mit jedem folgenden Jahre ging die Zahl der Fieberkranken zurück, so daß der damalige Apotheker Jacob über den geringen Chininabsatz klagte. Bemerkenswert sind die Beobachtungen und Angaben des Sanitätsrats Dr. Bahn, der seit 1857 in Luckau praktiziert. Im Anfänge seiner Praxis waren die Intermittensfälle, die noch ein Jahrzehnt vorher an Zahl die anderen Krankheiten überragten, schon im Fallen begriffen. Er hat wesentlich mit dazu beigetragen, dieselbe ganz zum Verschwinden zu bringen. Als früherer Militärarzt, in Sumpffiebergegenden vielfach tätig gewesen, war er in der Malariabehandlung sehr erfahren, richtete seine Auf­merksamkeit auf die larvierten Formen und bemühte sich nament­lich, die Rezidive durch eine rationelle Chininbehandlung gründlich zu heilen.

Dr. Behla, der sich 1875 in Luckau niederließ, hatte in den siebziger und achtziger Jahren noch sporadisch echte Fälle von Inter- mittensquoditiana zu behandeln Gelegenheit gehabt. Es waren Patienten, die ihre Erkrankung dem Arbeiten im Stadtbusch zuschrieben, und zwar