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(1907) 16
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Der Luckauer Busch einst und jetzt.

dem Erdarbeiten, z. B. Rijolen, Graben usw. Auf den Dominien Bees- dau, Görlsdorf, Frankendorf ereigneten sich in jedem Jahre noch einzelne Fälle bei Dienstboten, die am Rande des Buschesgeackert hatten, eine Beobachtung, die auch anderweitig mehrfach gemacht worden ist. Urbarmachen, Aufwerfen von Erde zu Dämmen, Gräben­ziehen usw. werden auch anderswo als Gelegenheitsursachen zum Aus­bruch von Malaria beschrieben. Seit 1885 wurde dann keine wirkliche Quotidiana mehr beobachtet. Ebenso wie von Dr. Bahn wurden noch manchmal larvierte Formen, thyphische Neuralgien, Anfang 80 er Jahre behandelt. Indessen, auch diese sind später verschwunden. Nach dem Bekanntwerden des Malariaparasiten wurden in verdächtigen Fällen Blutproben mikroskopisch untersucht, auch in der Intluenzazeit manches verdächtige Fieber geprüft, aber niemals zeigten sich die spezifischen Parasiten.

Es fragt sich, was ihr die wirkliche Ursache zu diesem völligen Erlöschen eines circumscripten endemischen Malariaherdes? Wie läßt sich dieses erklären im Lichte der neuen Malariaforschungen? Wir werden nicht fehlgehen, wenn wir im großen und ganzen den Grund als den richtigen bezeichnen, der auch in anderen Orten sich erfolgreich herausgestellt hat: Die Regulierung des Wasserabflusses und die da­durch bedingte Trockenlegung des Sumpfes. Die Literatur der Malaria kennt bekanntlich eine Zahl anderer Gegenden, wo Drainage, Abzugs­gräben, Regulierung des Flußlaufes, Melioration des Bodens, usw. mit einem Schlage das Sumpffieber eingedämmt haben, so z. B. in Mecklen­burg, Ostpreußen, Holstein, der Propstei bei Kiel usw. Auch das benach­barte Dobrilugk soll früher stark vomFieber heimgesucht gewesen sein. Dies hat vollständig aufgehört, nachdem die Teiche westlich der Stadt trocken gelegt sind, und der Graben um das Schloß herum kein Wasser mehr enthält.

Worin besteht aber die Wirkung dieser Assanierungsarbeiten? Ist es das einfache Trockenlegen der Oberflächenschichten durch Senkung des Grundwasserspiegels, das Verhindern der Verwesung vegetabilischer Substanzen? Was geht dabei vor im Hinblick auf die neueren Malaria­forschungen ?

In letzter Zeit ist unsere Kenntnis von der Entstehungs- und Ver­breitungsweise der Malaria durch die Arbeiten der italienischen und anderer Forscher, namentlich Robert Kochs geklärt worden. Unzweifel­haft spielt eine gewisse Mückenart, die Anopheles, die Rolle der Über­tragung. Diese Mückenart ist nun in unserm Busch nicht mehr zu finden. Nur die gewöhnliche Stechmücke, welche aber nichts mit der Malariainfektion zu tun hat, ist noch vorhanden. Das Verschwinden der Malariamücke (Anopheles) ist erklärlich. Der frühere Zustand des Busches war wie geschaffen zu ihrem Aufenthalt. Die Anophelesmücke legt ihre