Issue 
(1907) 16
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Der Letzte seines Hauses (August Heinrich von Quitzow 7 -1824).

nicht allein von seinen Kindern, sondern von allen, die ihn kannten, geliebt und geschätzt wurde. Meine Mutter vereinigte mit liebender Sorgfalt für ihre Kinder und einer genauen Aufsicht in ihrem Hauswesen einen Hang zur mystischen Religion; mein Vater, der gleichfalls sehr religiös war, hing aus Überlegung und Grundsätzen an dem System der orthodox-lutherischen Glaubenslehre. Die religiös-tugendhafte Gesinnung meiner Eltern, welche in alle ihre Handlungen überging und allen ihren Kindern zum Muster diente, war die Ägide, welche mich im Drange der Leidenschaften, selbst da, wo ich mich, in dem Strudel der Welt lebend und an der Hand der Verführung, verirrt hatte, wenn nicht durchaus schützte, doch immer wieder auf den richtigen Weg zurückbrachte. Der wahrhaften Frömmigkeit meiner Eltern danke ich die Erhaltung meiner sittlichen Gefühle, meine Neigung zur Religion und allem, was wahr und recht, so meinen Hang zu Kunst und Wissenschaft der Vorliebe meines Vaters für selbige, obgleich seine Kenntnisse nicht sehr ausgebreitet waren. Die Hauslehrer, welche wir hatten, waren meistens sehr einge­schränkte Köpfe, ohne Bildung fürs Leben; und von ihnen konnte ich nichts lernen, wenn das Latein, Geschichte, Geographie nach dem ordinären Schlendrian und die Religion nach dem trockenen System ohne Anwendung aufs Leben gelehrt ward.

Als der siebenjährige Krieg begann, war August Heinrich 10 Jahre alt, und es kann nicht ohne Einfluß auf das Gemüt des Knaben geblieben sein, daß auch von seinen Brüdern mehrere unter den Fahnen des großen Königs fochten. Zwei von ihnen fielen in dem schlachtenreichen Jahre 1757 in blühender Jugend als Fähnriche, Henning Julius im Infanterieregiment Kalkstein und Hans Christoph im Regiment Ferdinand. Christian Heinrich kämpfte bei den Kürassieren im Regiment Prinz Heinrich von Preußen und Ernst Wilhelm trat im Laufe des Krieges vom Joachimsthalschen Gymnasium aus in das Regiment seine Bruders ein. Der Älteste, Albrecht Ludwig, 18 Jahre älter als August Heinrich, scheint im Kriege nicht mitgefochten zu haben. Daß aber auch er des alten Namens nicht unwürdig war, beweist wohl die Tat­sache, daß er gegen Ende der Kriegszeit, 1762, durch Wahl der Stände Landrat der Prignitz wurde.

Es war noch Mark und Kraft im Hause derer von Quitzow zu Kuhsdorf.

Mit vierzehn Jahren brachte der Vater seinen jüngsten Sohn, unsern August Heinrich, nach Stendal.

Dort hatte, erzählt er,der Generalsuperintendent Hähne eine Pension etabliert. Dieser Mann hatte sich als Direktor der Realschule in Berlin als Schulmann einen sehr übel begründeten Namen erworben. Dieser Mann suchte bloß zu glänzen; er übergab seine Pensionäre an einen Lehrer, bei dem wir wohnten, der gleich anmaßend und scheinheilig