Issue 
(1907) 16
Page
137
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

Der Letzte seines Hauses (August Heinrich von Quitzow -j- 182 ).

137

war. Die echt religiösen Gesinnungen und Handlungen meines Vaters schützten mich vor Frömmelei und Scheinheiligkeit, aber sie konnten nichts dazu tun, meine wissenschaftliche Bildung zu leiten, und bei aller Be­gierde, die ich hatte, meine Kenntnisse in jeder Art zu vermehren, verließ ich diese Anstalt, nachdem ich au eiuem Fieber einige Monate krank gelegen hatte, ohne auch nur den genügten Nutzen von dem ganz zweck­losen Unterricht gehabt zu haben, und ging dem Befehl meines Vaters zufolge ins elterliche Ilaus zurück.

2. Bei den Kürassieren.

So schwer meinem Vater auch die Unterhaltung dreier Söhne bei der Kavallerie wurde, so gab er doch meinem Wunsche Gehör, und ich kam (mit 17 Jahren) als Junker in das Kürassierregiment Manstein am 16. August 1763. Die Armee war im Frühjahr nach Beendigung des siebenjährigen Krieges erst in die Friedensquartiere zurückgekehrt und brachte außer dem erfochtenen Ruhm auch leider viele sittenlose Menschen ins bürgerliche Leben zurück. Ich erschrak bei dem Anblick so vieler Laster, die ich nicht einmal dem Namen nach kannte, und nur die aus dem elterlichen Hause mitgebrachten Gefühle für Religion, Rechtlichkeit und reine Sitte konnten in dieser Lage mich aufrecht erhalten, obgleich ich in dieser Periode meines Lebens manches gern möchte ungeschehen machen. So wahr ist es, daß in der Jugend erworbene Grundsätze, die das weiche jugendliche Herz sich einmal angeeignet, wohl auf Augenblicke unterdrückt werden können, sicli aber nie ganz vertilgen lassen. Auch ich verdanke ihnen alles, was in mir Gutes er­funden werden kann.

Das Regiment Manstein lag in verschiedenen Orten der Altmark, Arendsee, Tangermünde, Osterburg, auch in Lenzen. Als ein Dragoner­regiment von der Oder nach Polen vorgeschoben wurde, rückte das Regiment in dessen Quartiere, so stand der Leutnant von Quitzow zwei Jahre in Greifenhagen in Pommern in Garnison und kehrte erst 1772 mit seiner Kompagnie nach Werben au der Elbe zurück, um später in die Kompagnie des Majors von Börstel nach Taugermünde versetzt zu werden.

Im August 1774 starb mein, von allen seinen Kindern so herzlich geliebter Vater, 81 Jahre alt an Altersschwäche, jedoch bei völligen Geisteskräften.

Durch das Los mit nieinen Brüdern, von denen ich der jüngste war, kam ich in den Besitz der väterlichen Lehngüter Kuhsdorf und Bullendorf.

Die sechs lebenden Schwestern blieben sämtlich unvermählt, gewiß ein Beweis für die Armut der Familie von Quitzow, daß sie kein Freier begehrte. Eine war mit 23 Jahren gestorben; die übrigen erreichten

10