Issue 
(1907) 16
Page
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142 Der letzte seines Hauses (August Heinrich von Quitiow f 1824).

beide bald darauf im Irrsinn starben. Ein seltsames Verhängnis, das über dieser Familie waltete!

Durch Königl. Kabinettsordre wurde August Heinrich von Quitzow in die unter dem Vorsitz des Kronprinzen in Berlin versammelte Kommission zur Beratung ständischer Angelegenheiten berufen und widmete sich mit Eifer dieser Sache. Gesellige Zerstreuungen und geregelte Arbeit wirkten günstig auf seine Gesundheit ein, die schon an­gefangen hatte, den Seinen Sprge zu machen.

Im Jahre 1822 vermählte sich seine Tochter Emilie im Alter von 19 Jahren mit dem Rittmeister von ßeulwitz. Die Hochzeit fand in Kunersdorf bei Wriezen im Itzenplitzschen Hause statt, dessen jüngte Tochter einen Vetter der Quitzows, den Landrat von Meding heiratete. Es war eine fröhliche Doppelhochzeit. Und als dann 1823 die erste Enkelin geboren ward, da schien noch einmal vor dem Untergehen die Sonne dem alten Herrn von Quitzow freundlich zu leuchten.

Am 31. August feierten wir, erzählt die Tochter,in Bullendorf auf der neuerbauten Rampe, in unserer Mitte das Enkelchen, zum letzten­mal den Geburtstag meines unvergeßlichen Vaters.

Im November erkrankte er schwer. Der Magen und alle Glieder versagten den Dienst. Der alte Kriegsmann lag hilflos wie ein Kind auf seinem Lager, aufs treuste von seiner Gattin, seiner Schwester Hedwig und seiner Tochter gepflegt. Der Rittmeister von Beulwitz hatte wegen Kränklichkeit den Abschied genommen.

Alle fühlten, daß das Ende nahte. Dem Kranken schwand die Klarheit des Bewußtseins. Er glaubte sich von seinen Geschwistern, mit denen er als Kind gespielt, von seinen Kindern, von seinen Kameraden umgeben und konnte es nicht fassen, daß alle tot seien. Vergangenheit und Gegenwart vermischten sich für ihn. Dazwischen traten wieder klare Augenblicke, in denen er freundlich für alle Liebe dankte oder sich von seiner Tochter aus der Bibel oder einem Predigtbuch vorlesen ließ oder mit Bekannten, die ihn besuchten, sich unterhielt.

Still nahte das Ende dem Achtundsiebenzigjährigen. Am 20. Februar starb August Heinrich von Quitzow. Mit ihm erlosch der Mannesstamm seines Hauses in der Mark.

Drei seiner Enkel starben bald nach ihm im zarten Alter, bald auch seine Tochter, Frau von Beulwitz, eine Tochter und einen Sohn hiuterlassend. Ihr Mann verheiratete sich noch einmal. Die verwitwete Frau von Quitzow starb im Jahre 1839 im Alter von 73 Jahren, einige Monate darauf der Rittmeister von Beulwitz, 43 Jahre alt. Dessen Sohn starb unvennälilt im Jahre 1858. Das Gut war bereits seit längerer Zeit in andere Hände übergegangen.