Kleine Mitteilungen.
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Weihnachtsbrauch im Hohen Fläming. In verschiedenen Fläming- dürfcm kommt folgender Weihnachtsbrauch vor. Während am heiligen Abend die Glocken läuten, umbinden die Leute die Obstbäume mit Schnüren oder Stricken; dann tragen die Bäume im nächsten Jahr reichlich und gehen nicht ein. Doch muß das Schnüren beendet sein, bevor der letzte Glockenschlag verklungen ist. O. Monke.
Haus- und Hofzeichen im Nieder-Barnim. Um die Mitte des vorigen^ Jahrhunderts waren in Buch Hofzei chen üblich. In der Wand der alten Bücher Schmiede befand sich damals — wie auch in der Schmiede zu Schönerlinde — eine Öffnung, dureh welche die vom Pflügen heimkehrenden Knechte die mit Hofmarken gezeichneten Pflugschare warfen. In dem benachbarten Carow sind, wie aus unserer Mitteilung Brandenburgia XII erhellt, die Hofzeichen noch bekannt. 0. Monke.
Aus Beerbaum bei Biesenthal, Kreis Ober-Barnim.*) Ein von denX Leuten des Gutes Beerbaum im November veranstaltetes Fest, bei welchem ' dieselben nach feierlichem Umzuge von der Herrschaft mit „Schoapbrrniden“, sowie mit „ Backebneren un Kliiten“ bewirtet werden, heißt bei der Bevölkerung ilie . Ostekistc“ . Dieselbe Bezeichnung findet sich auch in Ilackelberg, 3 km östlich von Becrbuum. Im Havelland (Schwanebcck südwestlich von Nauen) spricht man das Wort Auste-Keste aus; es ist mit Erntefestbeköstigung zu übersetzen; denn man sagt dort statt ernten allsten und statt Ernte die Auste. Das Wort ist vielleicht aus August (Monat) entstanden. MonkeT
Das Austen und die Weizenernten. Der Ausdruck „Austen“ für Erntefestkost, Erntefestessen ist in einem großen Teil der Mark Brandenburg bekannt, ebenso im angrenzenden Mecklenburg und Vorpommern. Man sagt auch „Aust - Birne n“ von den ziemlich minderwertigen mehligen, frühen Birnen, welclTC bei günstiger Witterung bereits im August reifen, beim Erntefest aber eine angenehme Zugabe namentlich für die Jugend bilden. Auf Befragen habe ich den Ausdruck „Austen“, mundartlich auch „Aoste n“, „Ges ten“ stets mit dem Monat August in"Vcrbindung bringen hören, obwohl das eigentliche Erntefest entsprechend unserer mehr nördlichen Lage später
*) Beerbaum. in mittelalterlichen Urkunden „Beerbom“ hat seinen Namen von den zahlreichen wilden Birnbäumen. Im Blatt sagt man „Beer“ für „Birne“, daher auch die feineren aus Frankreich stammenden Butterbirnen le beiirre blaue und le beurrü gris die Ausdrücke „Beer blank“ und „Beer gri“ durch Vermengung des französischen und des plattdeutschen Wortes. B. gehört dem Grafen Brandenburg, Enkel Fried rieh Wilhelms II. aus der morganatischen Ehe mit der Gräfin Dönhoff, die anfänglich ein eigenes Begräbnisgewölbe nahe dem Beerbaumer See hatte, vor 8 Jahren aber nach dem Kirchhof umgebettet worden ist. Mit dem Ableben des hochbetagten jetzigen Besitzers stirbt die Gräflich Brandenburgisehe Linie aus, das Besitztum, dessen jetziger Administrator Herr Frick ist, fällt an die Gräflich Piicklerche Linie. Die Pflegschaft des Märkischen Museums hat unter meiner Führung hierher eine Forschungsfahrt am 0. Nov. 1904 unternommen. Vergl. auch Nr. fi dieser Mitteilungen.
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