Heft 
(1907) 16
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19. (9. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

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Hermann von Pfister-Schwaighusen za Darmstadt, der sich ebenfalls zu der von Wilhelm Scliwartz und mir vertretenen Ansicht bekennt, daß während der Wendenzeit gleichwohl bei uns germanische Urbevölkerungs­reste verblieben sind, welche die spätere Regermanisation des Wend­landes erleichtert haben.

XVIII. Fräulein Luise Hagberg in Stockholm überreicht den Ihnen vorliegenden Aufsatz über Ostereier und deren heidnischen Ursprung. (Nordiska Museet Fataburen 1906 Heft 3. Kulturhistorisk Tidskrift.) Eine ansprechende hübsch illustrierte Arbeit, die den heid­nischen Ursprung des Ostereis, das bei Germanen, Kelten und Slaven für das Wiedererwachen der Natur im Frühling vorbildlich war, wüidigt. Abgebildet sind u. a. zwei von den zierlich bemalten Ostereiern der Niederlausitz, die gerade in ihren wendischen Elementen in dieser Volkskunstübung Erfreuliches leistet. Ferner ein Osterbrot in Hasenfonn aus Stuttgart und der ausgeputzte Hase, wie* er auf dem mit Blumen gepolsterten Ostereiernest brütet. Besten Dank der aufmerksamen Spenderin.

XIX. Herr Redakteur Rudolf Schmidt in Eberswalde sendet folgende Mitteilung ein über Eberswalder Ostergebräuche.

Alte Eberswalder kennen und halten noch an dem Glauben von den drei Freudensprüngen der Ostersonne fest. Sie erinnern zum Beweise dessen insbesondere an den Eberswalder Pa schen berg, jenen idyllischen Garten- und Feldberg, welcher sich südlich unserer Stadt zwischen den Drachenkopf und die Berliner Chaussee hineinschiebt. Von ihm hat man bekanntlich eine prächtige Aussicht, der Bergrücken ist breit genug, eine große Menge Volkes zu beherbergen, was Wunder, wenn die guten Eberswalder am frühen Ostertag hinaufvvanderten, um hier bei uralten Ostergepflogenheiten, wie beim Würfeln, Trudeln und Paschen den Freudensprüngen der Ostersonne zuzusehen. Ob tatsächlich der Paschenberg seinen Namen von Pasch ah-Ostern herleitet, lassen wir j dahin gestellt, viele nehmen es an. In den ersten christlichen Zeiten, so sagen sie, wallfahrtete man beim Frühlingsanfang, zu Ostern, am Passah­feste auf eine Anhöhe zur Feier des Festes. Der gewählte Berg erhielt davon den Namen Paschaberg. Andere finden seinen Namen prosaischer, sie sagen, er bedeute nichts weiter als Weideberg. Jedenfalls aber diente der Paschenberg ehemals, später sein Nachbar, der höhere Haus­berg, zu dem beliebten Eiertrjjdeln, das noch heute einen schwachen Abglanz besitzt in dem gleichen am Ostermontag von der Jugend Ebers­waldes sehr beliebten Eiertrudeln und Werfen, heute zum Teil mit Apfelsinen ausgeführt, an der Rudolfseiche auf dem Turnplatz.

Überhaupt ist es die Jugend, die uns die uralte Brücke zur Vor­zeit gangbar erhält, denn um Ostern herum zeichnet sie mit Kreide­strichen ein unbehilfliches Labyrinth, das Nachbild einer Truden- oder