Heft 
(1907) 16
Seite
173
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19. (9. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres. 173

der Legationsrat Sasse, der auf dem Grundstück eine berühmte Sammlung der seltensten Pflanzen und Bäume anlegte, die nach seinem Wegzuge 1853 zum Teil nach Sanssouci verpflanzt sind (vergl. ausführliche Schilde­rung im Jahrgang 1898, Seite 23-25, derWilmersdorfer Blätter). Das Eckhaus nach der jetzigen Mehlitzstraße hin, bewohnte schon 1856 der Kossät Mehlitz, der den länger hier Ansässigen noch gut bekannt ist. Das nächste Haus (jetzt von der Schwiegertocher Lipinskis bewohnt), ist eines der wenigen, die noch erhalten sind; es kann aber zweifelhaft sein, ob selbst der größte Freund der Alt-Wilmeisdorfer Idyllen an der Erhaltung gerade dieses scheunenartigen, den Verkehr hemmenden Ge­bäudes eine wirkliche Freude hat. Neben Lipinski wohnte der Bauer Joh. Bolze, der ebenfalls erst vor einigen Jahren gestorben ist, nachdem er noch die diamantene Hochzeit feiern konnte. Hierauf folgte das Kossätoügrundstück von Lorenz, später Reuter; zur Zeit unserer Karte waren schon Teile des Grundstücks an Schramm, (den Vaters des See- Schratnm) und Falkenstein verkauft, die sich hier eigene Häuser bauten. Das nun folgende Schulhaus mit dahinter liegendem Stall ist nicht das jetzt noch stehende. Letzteres ist erst 1864 erbaut. Der damalige Lehrer hieß Busak, seine Tätigkeit war im wesentlichen auf die Wintermonate beschränkt. Neben der Schule kam das Grundstück des Bauern Paul, später im Besitz seines Schwiegersohnes Willmann. Willmann wurde in sehr jungen Jahren Schulze von Wilmersdorf, er lebt noch heute in Charlottenburg. An das Willraannsche Grundstück, durch das heute die Uhlandstraße hindurchgeht, schlossen sich Wohnungen für die Arbeiter des Ritterguts an, und dann kamen die großen Scheunen und Stallungen für das Vieh, die bis zur Berlinerstraße durchgingen.

Wir wollen hier mit unsern Rundgang schließen. Die noch übrigen Häuser der Aue und der Berlinerstraße sind durchweg kleine Wohnungen neueren Datums (damals), die kein besonderes Interesse beanspruchen können. Die Namen der Besitzer (Büdner und Kolonisten) kommen größtenteils auch heute noch vor.

Dagegen ist es nicht uninteressant, bei dieser Gelegenheit Wilmers­dorf von 1856 mit Wilmersdorf von 1750 zu vergleichen.

Es ermöglicht dies umstehende Karte mit der am Schlüsse dazu ge­gebenen Erklärung. Beide zeigen, daß sich Wilmersdorf in den letzten 50 Jahren gewaltig mehr verändert hat als in den 100 davorliegenden Jahren, immerhin sind auch hier einige Änderungen erkennbar. 1750 war die Berlinerstraße noch ganz unbebaut, das Schölersche Haus stand noch nicht und auch die verlängerte Aue hatte außer dem Eckhaus keine Gebäude. Dagegen wohnten die Bauern Brandt und Gieseler schon an derselben Stelle wie 1856 ihre gleichnamigen Nachkommen und auch der Name Blisse kommt schon vor, wenn auch an anderer Stelle.