Heft 
(1907) 16
Seite
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19. (9. ordentliche) Versammlung des XV. Vereinsjahres.

Gäste dem Hausherrn Vorwürfe machte, so blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Schwiegermutter selbst hereinzuholen.

Im Jahre 1828 übernahm das Haus der Bankier Friebe aus Berlin, Im Winter wohnte er in Berlin in der Behrenstr. 39, im Sommer aber zog er mit seiner zweiten Gattin, geb. Wach, und seinen Töchtern aus erster Ehe nach Wilmersdorf. Die Geschwister der Frau Friebe waren der berühmte Maler Wach und die bekannte Schriftstellerin Frau Palzow, und diese zogen einen großen Kreis von Schriftstellern und Künstlern hinaus, die hier viele anregende Stunden verlebten. Gute Freundschaft verband die Familie Friebe auch mit der im Sommer nebenan wolmejxden Familie des Legatiousrates Sasse, eines geistvollen, bedeutenden Mannes. Friebe selbst starb schon in den 30er Jahren, seine Gattin be­hielt das Haus bis Ende der 50er Jahre. Dann bezog der Schwieger­sohn Friebes, der Preußische Kittmeister a. I). Franz von Thielmann, die Räume. Baron von Thielmann war der Sohn des aus den Frei­heitskriegen rühmlich bekannten Generals von Thielmann. Dieser war geboren am 27. April 1765 als der Sohn des kurfürstlich sächsischen Oberrechnungsrats Thielmann. Er trat in die Dienste seines Vaterlandes Sachsen, war bereits 1810 Generalleutnant und zeichnete sich insbesondere in Rußland in der Schlacht bei Borodino aus. Durch Dekret am 8. Oktober 1812 wurde er vom König von Sachsenaus eigener Bewegung in den Freiherrnstand erhoben. Er war ein eifriger Bewunderer Napoleons gewesen, trat aber am 10. Mai 1813 zu den Verbündeten über und führte 1815 das preußische dritte Armeekorps. Nach beendetem Feldzug wurde er General der Kavallerie, starb aber schon 1824. Sein Sohn Franz, Rittergutsbesitzer auf Tornow in der Ostpriegnitz, war in erster Ehe vermählt mit Caroline Friebe (gest. 1838) und in zweiter Ehe mit der Schwester derselben, Mathilde Friebe, verwitweten Gerth. Er hat lange Jahre fast ausschließlich in Wilmersdorf gewohnt und ist den älteren Anwohnern des Ortes noch wohlbekannt durch sein freundliches Wesen. Er unterhielt sich gern mit den Landleuten und liebte es, zu ihnen auf den primitiven Leiterwagen zu steigen und über ländliche Verhältnisse zu plaudern. Eine Erinnerung an Herrn v. Thielmann zeigt noch jetzt der Schölersche Park in einem schmucklosen in den 60er Jahren gesetzten Gedenkstein mit der Inschrift:

Hier liegt ein treues Thier begraben,

Könnt ich ein Pferd zum Freunde haben,

Lüg hier mein treuester Freund begraben.

Ein Sohn des Barons Franz v. Thielmann ist der jetzige Staats­sekretär des Reichs-Schatzamtes Max Guido Franz Freiherr v. Thielmann, geboren am 4. April 1846 in Tornow. Er hat einen großen Teil seiner Jugend in Wilmersdorf verlebt, machte den Feldzug 1870/71 als Husaren-