1. (ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
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er klagt über große Kälte an der Riviera. Die von uns so lästig empfundene diesmalige ungewöhnlich kalte Witterung scheint sich auch jenseits der Alpen bis zum Mittel- und Adriatischen Meere unliebsam geltend zu machen.
V. Von den Mitteilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte in Leipzig ist das vorliegende 2. lieft eingegangen.
VI. Johanna Stegen-Denkmal auf dem Sophien-Kirchhof in Berlin. Der Vorstand wird ersucht, nochmals auf eine Beteiligung am Denkmalsfonds aufmerksam zu machen und nachstehenden Aufruf abzudrucken:
„Wenige Jahre nur trennen uns von der hundertjährigen Wiederkehr jener Zeit, in der das deutsche Volk, erfüllt von Vaterlandsliebe und Begeisterung, zu den Waffen griff, um das drückende Joch des korsischen Eroberers abzuwerfen. In jenen Tagen der Befreiungskriege hat hoch und niedrig, alt und jung Schulter an Schulter gekämpft und gelitten, und neben den Männern, den berufenen Trägern der Waffen, haben auch weibliche Helden ihre Kräfte in den Dienst des Vaterlandes gestellt und ihr Blut für die gute Sache des deutschen Volkes vergossen.
Zu den deutschen Mädchen, die in den Befreiungskriegen dem Vaterlande ihre Dienste weihten, gehört auch Johanna Stegen, das Heldenmädchen von Lüneburg. Zwar hat sie nicht wie andere ihrer Mitschwestern in den Reihen der Freiwilligen mitgekämpft, aber sie hat dazu beigetragen, daß deutsche Krieger den Sieg über die Franzosen errangen. Als am 2. April 1813 der französische General Morand sich der Stadt Lüneburg wieder bemächtigen wollte und ein hartnäckiger Kampf am Neuen Tore entbrannte, da trug Johanna Stegen den Füsilieren und freiwilligen Jägern des 1. Pomra. Infanterie-Regiments (zur Zeit Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. [1. Pommersches] Nr. 2 in Stettin), denen es an Munition mangelte, in ihrer Schürze Patronen zu und setzte sie dadurch in die Lage, den Kampf siegreich zu Ende zu führen. Zu wiederholten Malen hat das tapfere Mädchen den gefahrvollen Weg bis zur Schützenlinie gemacht, obwohl ihr die französischen Kugeln die Röcke durchlöcherten.
Das mutige Verhalten des Mädchens von Lüneburg ist mit ehernen Lettern in den Annalen der Befreiungskriege verzeichnet, und Dichter wie Riickert und Förster haben ihr Lob gesungen, ihr Andenken hat sich im deutschen Volke und besonders bei der deutschen Jugend dauernd erhalten. Noch aber fehlt es an einem sichtbaren Zeichen der Erinnerung, wie es anderen Kämpferinnen der Befreiungskriege, einer Eleonore Prohaska oder einer Auguste Krüger, zuteil geworden ist, an einem würdigen Denkmal auf ihrem Grabe. Aus diesem Grunde sind die Unterzeichneten zusammengetreten, um die Errichtung eines Grab-