Heft 
(1907) 16
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1. (ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

landscliaft direkt vor den Toren Berlins kennen und verbreitet nach seiner Rückkehr in der Heimat eine richtigere Anschauung von der vielverlästerten Umgebung der Reichshauptstadt.

Ausdrücklich Avollen wir noch hervorheben, daß eine Schädigung der Gesundheit durch Ausdünstungen dieser Moore in keiner Weise zu befürchten ist.

Wahrlich, wenn irgendwo der Begriff des Naturdenkmals zutrifft, so ist es hier der Fall. Mögen wir von ästhetischen, volkswirtschaftlichen oder naturwissenschaftlich-geographischen Gesichtspunkten ausgehen, überall müssen wir zu der Überzeugung der Unersetzlichkeit und damit der Not­wendigkeit der Erhaltung kommen. Nun würde aber der neuerdings für die westlichen Vorortgemeinden geplante Vorfluter nach der Überzeugung aller Moorkenner die erwähnten Grunewaldmoore zweifellos vernichten. Der mit der Aufstellung des dazu erforderlichen Entwurfs betraute Regierungs­und Baurat ILavestadt teilte dem staatlichen Kommissar für Natur­denkmalpflege in Preußen, Herrn Professor Conweutz in Danzig auf dessen Anfrage mit, daß die Absicht bestehe, die Meteorwässer dieser Vororte nach erfolgter Vorklärung in Absatzbassins durch die Grune- wald-Seenkette nach dem Wannsee bei Beelitzhof zu führen. Dabei sollen die vermooiten alten Verbindungen und die als Sandschwellen vorhandenen Scheidewände der Seen mittelst schmaler Gräben wieder hergestellt, beziehungsweise durchschnitten werden.Sofern . . . dieser Vorfluter zu einem Sport- und Landschaftszwecken gewidmeten Kanal für kleine Fahrzeuge ansgebildet werden würde . . ., würden die Ver­bindungsgräben der einzelnen Seen ein etwas breiteres Profil von etwa 12 m Sohlenbreite bei 2 m Tiefe erhalten müssen. Allerdings betont Herr llavestadt, daß an dem derzeitigen Bestände der Seen und Grune- waldsmoore nichts geändert werden solle. Es dürfte aber einleuchtend sein, daß, selbst bei Aufgabe des geradezu ungeheuerlichen Projekts, Kanäle von 12 m Sohlenbreite und 2 m Tiefe herzustellen, schon die erwähnten schmalen Gräben durch Drainage eine allgemeine Entwässe­rung der Moore veranlassen müßten. Bei Entziehung des Wassers hört aber ein Moor ganz selbstverständlich auf zu existieren. Allerdings würde das Wasser in den Seen selbst sich dabei zweifellos nicht wesent­lich senken. Aber an den sie begrenzenden und verbindenden Mooren würden sich die Folgen der Entwässerung bald zeigen und auch die die Ufer umsäumende Vegetation, die zu den reizvollen Landschafts­bildern dieser Seenkette besonders beiträgt, wäre dem Untergange ge­weiht. Es kann nicht nachdrücklich genug betont werden, daß dieser unersetzliche Verlust nur dadurch zu vermeiden ist, daß jede künstliche Änderung des Grundw'asserstandes unterbleibt. Der schlimmste Verlust wäre dabei zweifellos die sichere Vernichtung des Hochmoors zwischen Hundekehle und dem Grunewaldsee, da es das einzige in der weitesten