Heft 
(1907) 16
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1. (ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Umgegend der Reichshauptstadt ist. Wie schon angedeutet, ist durch neuere Forschungen erwiesen woiden, daß die llauptbedingung für das Bestehen eines Hochmoors ein ganz nahrungsarmer Boden bildet. Nun kann wohl niemand leugnen, daß, selbst abgesehen von der allgemeinen Entwässerung des Bodens, durch die geplanten Gräben auch Abwässer, die erfahrungsgemäß reich an Pflanzeunährstoffen aller Art sind, dem Hochmoor zugeführt werden müßten. Durch solche würde daher die großartige Vegetation dieses Moors, seine insektenfressenden Pflanzen, seine seltenen Orchideen, sein Sumpfporst und viele andere sicher in kurzer Zeit zugrunde gehen.

Es bleibt nun noch die Frage zu erörtern, wie diese Gefahr für die Moore zu beseitigen sei. Zweifellos liegt ja die dringende Not­wendigkeit vor, den Regenwässern von Wilmersdorf, Schmargendorf usw. Abfluß zu verschaffen. Der erforderliche Vorfluter kann aber wegen des Gefälles nicht in den Teltowkanal und wegen der dadurch erwach­senden ungeheuren Kosten auch nicht in die Spree oder nach Schild­horn geleitet werden. Dagegen ist es wohl möglich, den Vorfluter in dichtschließenden Rohrleitungen um die Sümpfe herumzuführen. Auch stände nichts im Wege, wie ursprünglich geplant gewesen sein soll, die erwähnten Regenwässer in den Landwehrkanal bei der Tiergarten­schleuse zu leiten. Eine Lebensfrage für die westlichen Vororte ist also die Anlage von Kanälen durch die Seenkette keineswegs. Im Interesse der Erhaltung der Moore bitten wir daher alle für die Ge­nehmigung dieser Anlage maßgebenden Behörden dringend, die Her­stellung von Gräben oder Kanälen innerhalb der Seenkette auf keinen Fall zu gestatten und auch bei etwa geplanter Umgehung der Sümpfe die Anwendung undurchlässiger Rohre zur Ableitung der Gewässer zu fordern.

Außerdem ersuchen wir aber die Magistrate und Gemeindevorstände von Berlin und allen an der unveränderten Erhaltung der Grunewald- iüoore interessierten Vororten, baldigst zu gemeinschaftlichem Vorgehen zusammenzutreten und in ihrer Gesamtheit zu beschließen:

1. mit der königlichen Staatsregierung Unterhandlungen anzu­knüpfen, um das gesamte fiskalische Moorgebiet zu pachten und als wissenschaftliches Reservat dauernd im jetzigen Zustande zu erhalten.

2. Das Terrain des Schlachtensees, der krummen Lanke und des Rienmeistersees zu erwerben, um seine Ausschlachtung durch Privatunternehmer für alle Zeit zu verhindern.

Die Ortsgruppe Berlin und Umgegend des Vereins zur Förderung des Unterrichts in Mathematik und Naturwissenschaften.

Diese interessanten Mitteilungen bitten wir als Vorstudie für die Brandenburgia-Wanderfahrt nach derselben Gegend des Grunewalds am 13. Mai d. J. sorgfältig zu beachten.