Heft 
(1907) 16
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1. (ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

Frühjahr mit Halm-, Hack- und Ölfrüchten bestellt werden sollen, die aber dann während der Vegetation kein Wasser erhalten bezw. kein Wasser vertragen. Es muß, wie hieraus ersichtlich, der Wirtschafter a priori in einem geregelten Rieselbetrieb darauf bedacht sein, den Um­fang des Wie3enbestandes so zu gestalten, daß im Sommer die gesamte Spüljauche auf ihm untergebracht werden kann und andere Kulturen keinen Schaden erleiden. Die Rieselwiesen müssen alljährlich mit Raygras, Timoteegras oder Militz angesät werden, haben aber dann eine Ausdauer bei guter Behandlung und normaler Berieselung von 20 und noch mehr Jahren, worauf sie dann wieder sichere Erträge mit Kar­toffeln, Runkeln und Kruziferen bestellt geben.

Entwässerungsgraben. Sämtliche Rieselanlagen, seien es nun Rieselwiesen oder Rieselland sind aufs sorgfältigste drainiert und liegen die Drainstränge je nach Beschaffenheit des Bodens in einer Entfernung von 48 m von einander; sie münden in die Entwässerungsgräben. Mit diesen Entwässerungsgräben sind die gesamten Anlagen durch­zogen; sie führen das Drainwasser in einwandfreiem Zustand nach den Flußläufen. Drain- und Grabenwässer sind ständigen chemischen und bakteriologischen Untersuchungen unterworfen, um irgend welchen Un­zuträglichkeiten vorzubeugen. Selbstverständlich entziehen die außer­ordentlich tiefen und breiten Entwässerungsgräben große Flächen der Bestellung; um sie aber nutzbringend zu machen, sind sie zumeist mit Weiden bepflanzt, die gut gedeihen, guten Ertrag geben und von Korb­warenfabrikanten gern zu angemessenen Preisen gekauft werden. So war der Ertrag ans Grabenweiden in Osdorf im Jahr 1906 = 6800 M. Die Entwässerungsgräben unterstehen der Kontrolle der Riesehneister und besonderer Grabenwärter, die jede, auch die kleinste Unregel­mäßigkeit sofort der Administration zu melden haben. Neuerdings mündet der Hauptentwässerungsgraben, bevor er das Gutsgelände ver­läßt, in Fischteiche, die mit Edelkarpfen und Schleien besetzt sind, welche ein sehr gutes Gedeihen zeigen und zugleich das beste und sicherste Zeugnis für die vortreffliche Beschaffenheit der Drain- und Grabenwässer geben. Die Gräben werden in einem Zeitraum von 3 zu 3 Jahren auf ihre Leistungsfähigkeit und Beschaffenheit von einer Ministerialkominission geprüft.

Obstbaumschule. Die gesamten Rieselfeldanlagen, die meist eine Größe von 34 ha haben, sind von etwa 5 bis 6 m breiten Wegen umsäumt, die nutzbar gemacht worden sind, indem man sie mit edlen Obstbäumen bepflanzt hat. Bis jetzt beträgt die Zahl dieser Allee- und Baumschulobstbäume 75140 in Osdorf allein. Sie sind in der Baum­schule der Gutsverwaltung aufgezogen, die das Bild darstellt. Die Baumschulen sind berieselbar. Wie in der Baumschule selbst, so ge­deihen die in die Alleen verpflanzten Obstbäume ganz vortrefflich und