Heft 
(1907) 16
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1. (ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

1. Gee ren sind im Verhältnis zn ihrer Breite überlange Acker­flächen, meist noch an Scheidungen gelegen, hochdeutsch nennt sie bei uns der LandmannSchürzen.

2. Gieren hingegen werden Sandschellen genannt, steile Flächen, die gierig Wasser und Dünger aufnehmen, aber nichts wieder von sich geben.

3. Göhren, Goren, Göhrden, Wörde, Worte, Vorde u. s. w. haben erst recht nichts mit dem slaviscliengora zu tun, das sind die lieben Gärten unserer Voreltern, der Germanen und ihrer Nachkommen, ehedem Landflecke mit besserer Kultur, die umschlossen waren. Man kannte ehedem nur Wörden, die keiner Auskavelung unterworfen waren, umhegen, mit Zaun-Steinpackungen, Ilerke ringsum abschließen. Ich behaupte ferner, und kann es beweisen, daß unsere märkische Stadt Frankfurt ihren Namen von Gärten Vorde mit mehr Berechtigung ableiten darf, als von einer Oderfurt und so weiter.

Der Umschlag des Konsonanten W in G ist häufig in unserer Gegend, ein Zeichen, daß wir Stammeltern der Engländer lieferten, die heute noch w = Döbbeljuh-, doppel v mit j Anklang sprechen. Hier Wodan = Wode, in Jott oder Gott, Plawe in Plage, u. s. w. wel in gel, gelb = sonnenfarben.

Luther braucht, wie der Vors, hinzufügt, den Ausdruck Geeren, der anscheinend in der ganzen Provinz Brandenburg vorkommt, mehrfach in der Bibelübersetzung fürSaum die Geeren des Kleides, soviel als die Säume des Gewandes, gemeint sind schmale Streifen, so auch auf den Feldfluren. Nach Grimms Wörterbuch werden darunter z. B. in der seemännischen Sprache längliche, keilförmige Segel-Stücke, die auch sichelförmig sein können, verstanden. Geer, Gehr, Geh rd, Gehrde sind verwandte Bildungen. Auch Geer in der Bedeutung als Speer- Spitze gehört hierher, denn das Speereisen ist länglich und keilförmig. Man wird unter Flurnamen bei Geeren (vielfältig sagt mandie langen Geeren) also längliche schmale Landstreifen zu verstehen haben, die teils gleichsinnig, teils spitzig, dabei teils gerade, teils in Bogenform verlaufen.

XIX. Die Neuorganisation der Königlichen Museen, ins­besondere das Verhältnis der Provinzial-Museen zu der vor­geschichtlichen Abteilung des Kgl. Museums bildete den Haupt- gegenstand eines Vortrags des I. Vorsitzenden Geheimrat Friedei und einer daran angeknüpften eingehenden Besprechung.

Zu Grunde gelegt wurde die im Auftrag der Staatsregierung dem Preußischen Landtage überreichteDenkschrift betreffend Er- weiterungs- und Neubauten bei den Königlichen Museen in Berlin. Von Dr. Wilhelm Bode, General-Direktor der König­lichen Museen, Wirklicher Geheimer Oberregierungsra't.