Heft 
(1907) 16
Seite
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1. (ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Die Verlegung der ethnologischen und vorgeschichtlichen Samm­lungen in das 1886 vollendete besondeie Museum in der Königgrätzer, das Pergamon-Museum (1001) und das neue Renaissance-Museum (1904) hat die Platznot noch immer nicht beseitigt. Es soll die ägyptische Abteilung durch Anbauten (3000 qm Ausstellungsraum und 2000 qm Magazin) vergrößert werden. Ein Museum für die vorderasiatischen (inesopotamischen) Ausgrabungen (Sendscliirli, Babylon und Assur) braucht 2500 qm im Anschluss an die ägyptische Abteilung. Nicht zu verwechseln ist hiermit das außerdem noch geplante Museum der asiatischen Kunst und Kultur, worüber späterhin die antiken Samm­lungen verlangen 2000 qm Grundfläche neu, die durch Anbauten am Pergamon-Museum zu gewinnen wären.

Einen besonderen Nachdruck legt Dr. Bode auf die Gründung eines Museums für ältere deutsche Kunst, welches selbtredend unsere Brandenburg^ besonders interessiert. S. 7 heißt es:Man wird suchen müssen, diesen Neubau, der bei einer Grundfläche von 70x40 Meter dauernd genügend Platz für die ältere deutsche Kunst bieten wird, möglichst in unmittelbare Verbindung mit dem Kaiser-Friedrich-Museum zu bringen, da ein Museum für ältere deutsche Kunst nicht zu denken ist ohne die deutschen und wohl auch die altniederläudischen Gemälde, und da diese andererseits räumlich nicht von dem übrigen Teile der Gemäldegalerie getrennt werden dürften.

Es werden von I)r. Bode die mißlichen Verhältnisse des eben er­wähnten Kaiser-Friedrich-Museums berührt, über welche ich mich wieder­holt öffentlich und auch in unserer Brandenburgs stets sachlich, aber auch unverblümt, geäußert habe. Der Tadel richtet sich weniger gegen den Ihneschen Neubau, dessen ungünstige Verhältnisse durch die eigen­artige Gestalt der Baustelle bedingt wurden, als gegen die unzweckmäßige Einrichtung und die recht unpraktische Zusammenschachtelung der ver­schiedenartigen Gegenstände, die mit dem Charakter eines Kaiser Friedrich-Museums für Renaissance nichts zu tun haben. Ich erinnere an die Säle mit persischen Topfscherben und ähnlichen Gefäßresten und den kolossalen islamischen Schutthügeln von Alt-Kairo. Am seltsamsten nimmt sich in einemRenaissance-Museum die sassanidische Mschatta- fassade aus. Auch die Münz- und Medaillen-Sammlung gehört nicht hinein.

Wie man dergleichen Fehler in Berlin, in der Reichshauptstadt, in der Millionenstadt machen konnte, ist schwer begreiflich. Für mittlere Hauptstädte als Weimar, Schwerin, Karlsruhe, die alter Tradition folgend von allem Möglichen etwas sammeln, ohne aus Mangel an Mitteln an einen weitläufigen Ausbau der Einzelsammlungen denken zu können, kann man sich allenfalls ein solches Einschachteln in einen Hauptbau vorstellen, aber doch nicht in der Spezialmuseenstadt Berlin. Es ist