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1. (ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahies.
derselbe Felder, den inan zur Zeit Friedrich Wilhelms IV. bei dem Stiilerschen sogen. Neuen Museum machte. Auch liier waren die verschiedenartigsten Kulturgegenstände unter ein und dasselbe Dach gebracht zum Schaden jeder einzelnen Sammlung. Die Folge ist gewesen, dalS nach wenig Jahrzehnten schon griechisch gemalte und stilisierte Räume für römische Altertümer und umgekehrt in Anspruch genommen werden muhten und daß, als die vorgeschichtlichen sogen, vaterländischen Sammlungen herausverlegt wurden, die Wandgemälde aus der Edda zu kleinasiatischen Funden nicht passen konnten.
Also einen ähnlichen Fehler hat die Museumsverwaltung zum zweiten Male in Berlin begangen. Allein um die Mschatta-Fassade hinauszubringen und in einem andern Museum zweckmäßig aufzustellen, werden große Mittel, die erspart werden konnten, aufgewendet werden müssen.
Dr. Bode ist der Meinung, daß ein Museum für ältere deutsche Kunst in ganz Deutschland noch fehle. Denn das Germanische Museum in Nürnberg sei mehr eine kunstgewerbliche und kulturhistorische Sammlung; das Römisch-Germanische Zentral-Museum in Mainz umfasse nur die Anfänge der deutschen Kunst und auch nur einseitig und unvollständig; das Münchener Museum endlich wolle nur ein Bayerisches Nationalmuseum sein.
ln dem neuen Museum für ältere deutsche Kunst hat die primitive Kunst der deutschen Stämme in den Jahrhunderten während .und nach der Völkerwanderung ihren Platz zu linden: das wären folglich Gegenstände, welche bisher in der vorgeschichtlichen Sammlung untergebracht sind, zum Beispiel also die prächtige altbajuvarische Sammlung von Reichenhall (Klingenspergsche Ausgrabungen).
Sächsische und fränkische Frühplastik soll in Abgüssen vertreten sein. Die bürgerliche Kunst des 15. und IG. Jahrhunderts, die Holzplastik und Kleinkunst, die Spätrenaissance, das deutsche Barock, die Kleinplastik in Porzellan sollen in dies Museum für ältere deutsche Kunst gelangen.
Aus der Nationalgalerie soll eine National-Porträtgalerie ausgeschieden werden. Was diese Anhäufung vornehmlich der bekannten Fürsten- und Feldherren-Bilder für einen Zweck hat, ist unerfindlich. Im Ferdinandeum zu Innsbruck hat man einen Saal mit den Porträts verdienter Tiroler, — dergleichen lasse ich mir bei einem kleinen eigenartig entwickelten Lüudcben wie in der gefürsteten Grafschaft Tirol gefallen. Auch hat mir die Künstler-Porträt-Abteilung im Palazzo Pitti zu Florenz imponiert, zumal diese Bilder von den Malern selbst gemalt sind, aber die geplante National-Porträtgalerie „unter Ilinzu- nahme von Darstellungen aus der deutschen Geschichte“ wird, fürchte ich, nur eine die berechtigte Kritik herausfordernde Nachahmung der