Heft 
(1907) 16
Seite
210
Einzelbild herunterladen

210

1. (ordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

und fährt S. 11 fort:

Der gewiß nicht zu unterschätzenden Gefahr des Anwachsens der ethnologischen uud verwandten Sammlungen ins Ungemessene wird durch ihre Scheidung in Schau- und Lehrabteilungen erfolgreich begegnet werden. Als ein weiteres wirksames Mittel dagegen erscheint eine größere Berücksichtigung der Provinzialsammlungen auf dem Gebiete der heimischen Prähistorie und der deutschen Volks­kunde, die sich aus sachlichen Gründen empfiehlt. Die prähistorische Abteilung der Königlichen Museen sollte sich das Ziel setzen, unter besonderer Betonung aller germanischen Völker, die vorgeschichtlichen Altertümer aller Kulturvölker in ihren mannigfaltigen Typen durch vorzügliche Exemplare nach ihrer formalen und geschichtlichen Entwicklung vorzuführen. Auf die Ausbeutung des Bodens der einzelnen Provinzen Preußens nach dieser Richtung sollte aber in Zukunft den öffentlichen Sammlungen der betreff. Provinzen das erste Anrecht zustehen, w^nn auch unter Teilnahme des Berliner Museums, dem ein Recht auf die Auswahl von typischen, über den Rah men der Provinz hinaus bedeutungsvollen Funden zu belassen wäre. In den Provinzen haben die dort gefundenen und meist auch entstandenen Altertümer ihren gegebenen Platz und erwecken dort das meiste Interesse; hier läßt sich auch der ausreichende Raum zu ihrer Aufstellung finden.-

Die Brandenburgs und ich darf wohl sagen auch das Mark. Museum ist mit diesen Äußerungen, und Vorschlägen der Kgl. Staatsregierung vollinhaltich einverstanden. Dagegen soll, gutem Vernehmen nach, bei den Beamten der prähistorischen Abteilung weniger Freude darüber vor­handen sein. Ob dies zutrifft, soll ganz dahin gestellt bleiben, aber der Wahrheit entsprechend muß doch darauf hingewiesen werden, daß diese Verwaltung unter dem verstorbenen Direktor Dr. med. Albert Voss Jahr­zehnte hindurch den von Herrn Dr. Bode als vollkommen verkehrt bezeichneten Weg gegangen ist. Dr. Voss, dessen große wissenschaft- Verdienste als vorzüglicher Prähistoriker auch an dieser Stelle in jeder Beziehung anerkannt werden, hat leider durch seinen vieljährigen maß­gebenden Einfluß die prähistorischen Sammlungen auf den engeren Horizont eines vaterländischen Museums im Sinne des früheren verdienten Direktors Freiherrn von Ledebour herabgedrückt, worunter eigentlich nur die Provinz Brandenburg gemeint war, später mit einzelnen Kon­zessionen nach den anstoßenden Provinzen Pommern, Schlesien, Posen und Sachsen hin.

Fis wird sich also darum im Sinne der, wie gesagt, durch­aus zu billigenden neuen Anordnungen der General-Direktion der Kgl. Museen darum handeln, endlich seitens der Kgl.