Heft 
(1907) 16
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Robert Mielke.

und seinem künstlerischen Stimmungswert genügend geschützt, um die Hände in den Schoß legen zu können. In Verbindung mit den naturwissenschaftlichen Vereinen und Autoritäten wird sich die Einrich­tung örtlicher Pfleger empfehlen, die vielleicht durch eine Anweisung auf das Wesentlichste ihrer Umgebung aufmerksam gemacht werden und vor allem durch besondere eigene Tätigkeit auch die Bevölkerung zu einer Achtung vor der Natur erziehen können auch wenn siekeinen unmittelbaren Nutzen abwirft

Die Bevölkerung der Provinz Brandenburg ist stammesartlick von sehr verschiedenem Ursprünge. Innerhalb der geschichtlichen Ereignisse hat sie sich vielfach ihre Eigentümlichkeit bewahrt, die in Lebengewohn­heiten, Anlage der Dörfer und Höfe, in bestimmten Sitten und Anschau­ungen zum Ausdruck gelangt sind. Alles konservieren wollen, hieße die Augen bewußt nur nach rückwärts richten. Das wollen wir nicht; aber wir dürfen das lebende Volkstum, welches in seinen geistigen Strömungen und Anschauungen eine Quelle künstlerischer Taten und kulturlichen Fortschritts ist, und welches als Masse seinen individuellen Charakter ebenso hat wie das Einzelwesen, soweit zu stärken suchen, daß es immer ein bodenständiges Element ist, ein solches, das nicht fremd in seiner Umgebung steht. In den Bestrebungen, volkstümliche Feste von dem Wirtshaus und seinen Gelagen in das Freie zu verlegen, sie an heimische Ereignisse und Örtlichkeiten anzulehnen, bricht sich dies Verlangen bereits Bahn und in den vielen heimatlichen Museen, die wenigstens für die Nachwelt zu retten suchen, was sich nicht erhalten läßt, liegt eine andere Frucht dieses Sinnes vor. Hier kann die Landes- gruppefum so kräftiger wirken, als sich die Notwendigkeit einer Organi­sation dieser Bestrebungen bereits herausgestellt hat. Ich bin überzeugt, daß sich aus der musealen Tätigkeit auch eine andere entfalten wird, welche die Museen zu den Mittelpunkten geistigen Lebens innerhalb der kleineren Orte machen kann.

Für alle diese Aufgaben muß eine Landesgruppe für Heimatschutz organisiert sein. Um sie auszuführen, darf sie nicht an die Großstadt gebunden werden, sondern sie muß ihre Jahresversammlung als den Schwerpunkt ihrer äußeren Tätigkeit auch zeitweise in die Provinz ver­legen. Daneben ist es notwendig, durch Herausgabe kleiner Anwei­sungen und Handbücher, durch Vorträge und auch durch syste­matische Kurse immer größere Kreise für sich zu gewinnen. Erst jüngstens hat der Berliner Architektenverein durch die Stellung einer Preisaufgabe für die Anlage eines Dorfes bekundet, daß er diesem lange vernachlässigten Bedürfnis gerecht werden will. Wenn man den Wett­bewerben, welche in letzten Jahren von einzelnen Stadtverwaltungen zur Erlangung geeigneter Bauentwürfe für ihre altertümlichen Straßenbilder veranstaltet wurden, auch nicht allzuviel praktischen Wert beimißt, so