Heft 
(1907) 16
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Altes märkisches Spielzeug.

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haben sie doch die erfreuliche Wirkung, daß die Bewohner selbst auf ihren künstlerischen Besitz hingewiesen werden, ln dieser Hinsicht ist es vielleicht auch für uns zu empfehlen, für einzelne Gebiete mit be­sonders charakteristischen Dorf- und Ilausformen durch künstlerische Wettbewerbe zu sorgen; vielleicht ist es auch angebracht, durch Unter­weisung der mittleren Bau- und Verwaltungsbeamten die tätige Mit­wirkung dieser zu gewinnen.

Ich habe nur einzelne Punkte aus den vielen Aufgaben, die an uns herantreten, kurz berühren können. Sie sind mehr nach der Kraft an­einandergereiht, mit der sie sich bemerkbar gemacht haben, als nach einer logischen Entwicklung. Trotzdem möchte ich nicht schließen, ohne der Ziele zu gedenken, die nach meinem Dafürhalten die Grund­lage unserer Bestrebungen sind: das sind die Achtung vor der Heimat, ein künstlerischer Takt und das Bestreben, nicht alles gleich mit dem plumpen Maßstab der Nutzbarkeit zu messen. Diese Arbeit kann nur eine erzieherische sein; sie ist vielleicht die schwierigste, weil die Erfolge nicht sogleich sichtbar werden, aber auch die lohnendste, die unsere späteren Bemühungen erleichtert.

Altes märkisches Spielzeug.

Eine Jugenderinnerung an Oderberg i./M. Von K. Wilke.

Nirgends treten Fortschritt und Luxus mehr in Erscheinung, als bei der gegenwärtigen Spielzeugindustrie. Unsere Eltern konnten nicht den Überschwang an Spielsachen schenken, womit die heutige anspruchsvolle Jugend zu allen erdenklichen Gelegenheiten bedacht wird, damit die innige Freude am Empfangen merklich herabmindernd. Ehedem blieb das Weihnachtsfest allein das Fest des Bescheerens und der reinen Kinder­freude, die seltner erregt, impulsiver war. Zu andern Gelegenheiten standen keine billigen und bequemen Bezugsquellen bereit, die Begehrlich­keit der Kinder war weniger geweckt, man war bescheidener gewöhnt. Geld war knapp, knapper noch für Tand, mit einmal angeschafften Sachen ging man sorgsamer um, es spielten damit gemeinhin mehrere Genera­tionen, sie blieben trotzdem immer aktuell. Wochenlang vor Weihnachten begann in allen Familien ein heimliches Rumoren, das das Kinderherz mit banger, seliger Erwartung erfüllte; Defekte am alten Spielzeug wurden ausgebessert, oder Neues geschaffen. Schaukelpferd, Puppenbusse, (Stoß- wiege) Wagen, Lanze, Säbel, Helm, Puppenstube und Küche, wie Puppen selbst und der unvermeidliche Peuiatz wurden auf Brauchbarkeit ge-