Heft 
(1907) 16
Seite
243
Einzelbild herunterladen

2. (1. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereins]'ah res.

243

außer einigen Mammutzähnen am Bahnhof Grunewald einem Mammutzahn am Lietzensee und einer Anzahl Wildtierknochen auf dem Picheiswerder keine Spuren einer vorgeschichtlichen Fauna im Grunewald gefunden worden sind, so ist zu bedenken, daß die zahl­reichen Funde im Gebiet des Teltowkanals durch die gewaltigen Um­wälzungen im Erdreich zutage gefördert worden sind, während im Grunewald jene Funde nur bei gelegentlichen Grabungen gemacht wurden. Es mögen also in den Fennen und Mooren des Grunewalds noch genug Überreste der vorzeitlichen Fauna verborgen liegen, deren Hebung einer späteren Generation Vorbehalten ist.

Dagegen haben sich verschiedene Spuren menschlicher An­siedlungen der Vorzeit im Grunewaldgebiet gefunden. Aus derZeit des Dämmerungsmenschen, aus der sogenannten eolitischen Periode, rühren mehrere Funde her, die Geheimrat Friedei im nördlichen Teil des Waldgebiets in einer Kiesgrube bei Westend gemacht hat, roh zu Werkzeugen bearbeitete Flintsteine, die dem unteren Paläolithicum angehören. Funde aus der Steinzeit wurden auf den genannten Inseln, die 60 90 m über dem Wasserspiegel ansteigen, und auf den Werdern der Havel gemacht. So wurde auf dem Schwanenwerder eine stein­zeitliche Werkstätte entdeckt und dort kleine Messer, Schaber, Pfeil- und Speerspitzen aus Feuerstein, Spitzangeln, Netzsenker und zahlreiche angefangene Feuerstein Werkzeuge gesammelt. Daneben fanden sich im Feuer geplatzte Herdsteine, schlecht gebrannte Töpferware und Wirt­schaftsabfälle, ein Zeichen, daß auf dem Schwanenwerder eine stein­zeitliche Ansiedlung bestanden hat. Ähnliche Funde wurden auf dem Picheiswerder gemacht, wo Flintsplitter und vorslavische Urnen­scherben gesammelt wurden, auf dem Käl berw erder, wo sich Pfeil­spitzen aus Feuerstein und Gefäßreste, und bei Schildhorn, wo sich Urnenscherben fanden, ferner am Teufelssee, wo ein Feuersteinbeil, in Dahlem, wo eine Steinaxt, und am Lietzensee, wo Flintenwerkzeug gefunden wurde. Außerdem sind grubenartige Wohnstätten mit Mahl- und Herdsteinen an der Grenze des Grunewalds bei Wilmersdorf entdeckt worden. Spuren der Bronzezeit fanden sich bei Zehlendorf, am Schlachtensee, an der Saubucht und am Lietzensee und Wohnstätten aus der Völkerwanderungszeit mit Mäanderurnen am Wald­rande bei Wilmersdorf. Ferner deuten verschiedene Sagen, so die vom wilden Jäger, der vom Havelberge durch den Dachsgrund nach idem Teufelssee reitet, von der verwunschenen Prinzessin am Teufelssee, von dem Riesen auf dem Picheiswerder und von dem untergegangenen Dorfe im Grunewaldsee auf die Anwesenheit vorslavischer, also wohl germanischer Ansiedler im Grunewald hin.

Nach dem Abzüge der germanischen Stämme nach dem Süden im 4. u. 5. Jahrh. n. Ohr. Geb. nahmen in der Mark die Slaven die ver-

17*