Heft 
(1907) 16
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2. (1. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

lassenen Wohnsitze ein, und so haben auch im Gruuewald mn diese Zeit sich Slaven angesiedelt, und zwar vielfach im Gegensatz zu den früheren Bewohnern, die auf den hochgelegenen Inseln hausten, in den Niederungen längs der Havel und an den Grunewaldseen. Auf die slavischen Ansiedler im Grunewald deuten Funde von Wohnstätten und Gerätschaften hin, so Siedlungsstätten mit wendischen Gefäßresten und Werkzeugen bei Schlachtensee und Wilmersdorf, slavische Scherben am Schildhorn und am Lietzensee und Wirtschaftsgeräte und Scherben auf dem Picheiswerder, ferner der Name des Schlachteu- sees (von slatyl-goldgelb, wegen der gelben Sanddünen am Ufer) und eine Anzahl Sagen, wie die von der Flucht Jaczkos beim Schildhorn, von der Opferstätte am Teufelssee und von den untergegangenen Dörfern im Schlachtensee und in der Krummen Lanke. Nähere Nachrichten über die slavischen Bewohner des Grunewalds fehlen gänzlich, und das ist bei der Abgeschlossenheit des Waldgebiets auch nicht zu verwundern, fließen doch überhaupt die Quellen über jene Zeit äußerst spärlich.*)

2. Die Zeit der Kolonisation. Die Zeiten der Wendenkämpfe werden auch an dem Grunewald nicht spurlos vorüber gegangen sein, doch sind darüber keine Nachrichten erhalten. Erst nachdem der Teltow um 1230 in den Besitz der Askanier gelangt war, erfahren wir, daß im Gebiet des Grunewalds mehrere deutsche Dörfer angelegt wurden, so Slatdorp am Schlachtensee und Krummensee am Tusen (jetzt Krumme Lanke), die Randdörfer Zehlendorf, Dahlem, Schmargen­dorf und Wilmersdorf und am nördlichen Ende des Waldes an der Spree das Dorf Lutze, das spätere Lietzow.

Slatdorp wurde in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts auf dem Grund und Boden der wendischen Siedlung Slatice am Nordostufer des Schlachtensees angelegt und im J. 1242 nebst Cedelendorf, zu dem

*) Näheres über die Vorzeit des Grunewalds findet sich

in H. Berdrow, Der Grunewald. Schilderungen und Studien. Mit Abb. 1902, in E. Friedei, Vorgeschichtl. Funde aus Berlin und Umgegend. Schriften d. Vereins f. d. Gesch. Berlins. Heft XVII. Berlin 1880 und in den einzelnen Jahrgängen der Zeitschrift für Ethnologie und der Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für Anthropo­logie u. s. w.

Über die Geschichte des Grunewalds ist ferner zu vergleichen:

F. Meyer, Jagdschloß Grunewald in Der Bär. 7. Jahrg. (1881), S. 81 fE., 109ff., A. Trinius, Märkische Streifzüge (1887), Bd. 1, 205ff, R. Nordhausen, Im Sande der Mark, S. 14 ff., "W. Spatz, Bilder aus der Vergangenheit des Kreises Teltow. I. (1905), Monatsblatt der Brandenburgia, Jahrg. 1 (1892/93) und Jahrg. 5 1896/97) und Sammlg. Straube Heft 1: G. Albrecht, Der Grunewald. Mit Karten und zahlreichen geschichtl. Notizen.