Heft 
(1907) 16
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2. (1. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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Teersclnveler ihrer Arbeit nachgingen und Vogelsteller, Holzdiebe und Waldfrevler ihr Wesen trieben.*)

Eine neue Zeit für den Grunewald brach an, als Kurfürst Joachim II., ein großer Liebhaber des Weidwerks, die Forst zum Jagdgebiet erwählte und am Spliensee im Jahre 1542 das Jagdschloß Zum grünen Wald erbauen ließ. Über die Gründe, welche den Kurfürsten zur Errichtung des Jagdschlößchens an dieser Stelle bewogen haben, berichtet die sagenhafte Überlieferung folgendes:

Mit seiner zweiten Gemahlin Hedwig, des Polenkönigs Siegmund Tochter, jagte Kurfürst Joachim von Brandenburg eines Tages in dem Walde längs der Havelseen. Und wo der Forst lichter war und den Sonnenstrahlen gestattete, sich einen Weg zu bahnen, brannte das Tages­gestirn heiß auf die fürstlichen Jäger hernieder, so daß die hohe Frau ermüdet Schutz unter dem Laubdache einer hohen, dichten Baumgruppe suchte. Es traf sich aber, daß als Gesandter des Polenkönigs der Castellan von Eublin, Biclovicz, am Tage der Jagd in Berlin ein- getroft'en war und nicht säumen wollte, sofort vor dem Kurfürsten zu erscheinen. Als er Kunde erhielt, daß dieser in der Spandauer Forst jage, begab er sich alsbald zu Roß dahin, und als er den hohen Herrn gefunden hatte, richtete er ihm seine Botschaft unter freiem Himmel aus. Der Kurfürst, ein vornehmer Herr, ließ es nicht an freundlicher Entschuldigung fehlen, daß dies eigentlich kein geeigneter Ort zur Audienz wäre, fügte dann aber lächelnd hinzu, er werde künftighin für bessere Aufnahme solch hohen Gastes, wie des Gesandten der polnischen Majestät, sorgen. Unfern dem Orte werde er ein Schloss errichten. Warum an anderem Ort, mein erlauchter Gemahl? wandte die Kur­fürstin ein.Wollten wirklich Euer Liebden ein feines Schlößlein bauen, so thut es hier im Spandauer Forst und am besten auch an dieser lieblichen Stätte.So soll es sein! entgegnete der ritterliche, fürst­liche Herr.Es soll ein Schlößlein hier entstehen, und Ihr, Frau Kur­fürstin, sollt ihm den Namen geben.So nennen wir es zum grünen Wald, ist dieser doch so lieblich und senkt anmutig sich zum blauen See hinab.

Einer anderen Sage zufolge soll der Kurfürst an der Stelle, wo er das Jagdschloß erbauen ließ, zwei beim Kampfe mit den Geweihen ver­strickte Hirsche angetroffen und um des seltenen Schauspiels willen den Bau befohlen haben. An diese Sage erinnert auch ein über dem Eingang befindliches Sandsteinrelief, das den erwähnten Vorgang darstellt, vermutlich hat aber das Relief erst die Veranlassung zu der Sage gegeben.

Welche Gründe Joachim II., der eine ganze Anzahl Jagdschlösser in den märkischen Wäldern erbauen ließ, zur Errichtung des Jagd-

*) Näheres bei Berdrow, Der Grunewald. S. 61 ff.