Heft 
(1907) 16
Seite
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2. (1. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

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vom 8. September 1539 erwähnt wird und 1559 gestorben ist. Die dritte unbenannte Figur ist ein kurfürstlicher Edelmann, nicht etwa Joachim II., wie vielfach behauptet worden ist.

Das Relief stellt eine Trinkszene, vielleicht, wie die Worte auf demWilkum: Cas. Theys es gilt: vermuten lassen, ein Wett­trinken dar, und die Veranlassung zu demselben ist wahrscheinlich folgende gewesen. Joachim II., unschlüssig, welchem seiner beiden Bau­meister er den Bau des Jagdschlosses übertragen sollte, beschloß zur Entscheidung eine Art Wettbewerb stattfinden zu lassen, welcher nach der Sitte der damaligen Zeit, in einem solennen Wettrinken zwischen den beiden Meistern bestehen sollte. Den Beginn des Kampfes stellt das Bildw'erk dar. Kunz Buntschuh bringt ein kleines Trinkgefäß herbei, um mit diesem den Wettstreitauszupauken, aber der mit der Aufsicht betraute Edelmann, die linke Figur, hält sich streng an die Befehle des Kurfürsten, welcher befohlen hat, daß der beim Rundtrunk übliche großeWilkum bis zur Nagelprobe von jedem der Kämpfer geleert werden soll. Über den Ausgang des Streites dürfte man nach dem Bildnis selbst nicht im unklaren sein: die betrübte Miene Buntschahs, sein Versuch, aus dem kleinen Gefäß zu trinken, bezeugen zur Genüge, daß er kein Meister im Trinken ist. Jedenfalls hatTheyß gesiegt; denn er erbaute das Jagdschloß, und zu seinem eigenem Ruhme mag er die Anfertigung des Bildwerkes veranlaßt haben, vielleicht ist er selbst der Verfertiger desselben gewesen.*)

Ähnliche Turniere und Trinkgelage werden häufig zur Zeit Joachim II. im SchlosseZum grünen Wald stattgefunden haben; denn der jagd­lustige Fürst weilte oft und gern am stillen Waldsee, wohin ihn auch seine Gemahlin Hedwig zuweilen zur Jagd begleitete. Als sie dann 1549 das Unglück hatte, im Schlosse Grimnitz mit dem morschen Fußboden durchzubrechen und sich an einem Hirschgeweih in der« unteren Halle so schwer verletzte, daß sie bis zu ihrem Tode sich der Krücken bedienen musste, konnte sie ihrem Gemahl nicht mehr zum fröhlichen Weidwerk folgen, und Joachim II. suchte sich unter den Schönen des Landes eine andere Jagdgenossin aus. Anna Sydow, die schöne Gießerin, die Witwe des Stückgießers Dietrich, fand Gnade vor seinen Augen und schlug sein Herz in feste Bande. Sie begleitete ihn oft zur Jagd nach dem Grunewald, und das einsame Waldschlößchen war häufig der Schauplatz süßer Träumereien und traulicher Schäfer­stündchen. Und als die Untertanen des Kurfürsten Anstoß an dem Liebesieben ihres Landesherrn nahmen, zog sich dieschöne Gießerin aus der Öffentlichkeit gänzlich in den idyllischen Frieden des kleinen

*) Vgl. Gr. Albrecht, Das Zecherrelief im Jagdschloß Grunewald inDer Bär, 19. Jahrg. (1883), S. 65 ff.