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2. (1. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
Gelegentlich eines solchen Jagd Frühstücks fand in Schloß Grunewald eine wichtige Besprechung statt. Wie bekannt sein dürfte, hatte die zweite Gemahlin des Großen Kurfürsten, Dorothea, große Mühe gehabt, ihren eigenen Kindern einen Teil der brandenburgisehen Lande zu sichern, arge Streitigkeiten waren deshalb in der Familie ausgebrochen, und zum Zweck der Einigung war schließlich eine Besprechung im Jagdschloß Grunewald angesetzt worden, welche zu einer notdürftigen Verständigung führte. Bei dem Jagdfrühstück erhielt der Kurprinz, der spätere König Friedrich I., auf Geheiß seiner Stiefmutter eine Tasse Chokolade, nach deren Genuß er bald in Ohnmacht und Krämpfe verfiel. Obwohl der schwächliche Kurprinz häufig an derartigen Anfällen litt, so tlüstertete man doch allerlei im Volke, und es hieß, die Kurfürstin Dorothea habe den ihr unbequemen Stiefsohn vergiften wollen. So knüpft auch hier die Sage an eins der wenigen bedeutungsvollen Ereignisse im Jagdschlösse Grunewald an.
4. Die Zeit der preußischen Könige. Unter der Regierung des ersten Königs in Preußen, Friedrichs I., erlitt der Grunewald die erste Einbuße an Waldbestand infolge der Erbauung des Schlosses Lützenburg. Schon um 1695 wurde mit der Abholzung des Eichenbestandes längs der Spree beim Dorfe Lietzow begonnen und als zehn Jahre später der Ort Charlottenburg angelegt wurde, war ein beträchtlicher Teil des nördlichen Waldes heruntergeschlagen. Die Verbindung des Grunewalds mit dem heutigen Tiergarten war dadurch unterbrochen worden.
Der südlich gelegene Hauptteil des Grunewalds blieb zunächst noch unberührt, und König Friedrich I. scheint öfter im Schloß „zum grünen Wald“ zur Jagd geweilt zu haben, wenigstens legen vielfache Erinnerungen an ihn davon Zeugnis ab. Im ersten Stockwerk befindet sich ein Ölgemälde, welches den König auf der Jagd darstellt, ferner andere, welche die von ihm erlegten Tiere vorführen. Unter seiner Regierung haben auch bauliche Veränderungen des Schlosses stattgefunden, wie die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1706 bekundet, vielleicht ist um diese Zeit die erwähnte Treppe zugemauert worden, die aus dem 18. Jahrhundert stammende, also bei der Vermauerung benutzte Ofenplatte deutet gleichfalls darauf hin.
Friedrich’s I. Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., war ein leidenschaftlicher Jäger und hat im Grunewald viele Parforcejagden auf Rotwild abgehalten. An seine weidmännische Tätigkeit erinnern verschiedene Gemälde von Jagdszenen, erlegtem Wild und edlen Pferden und zahlreiche Geweihe in den Zimmern des oberen Stockwerks. Sein Sohn Friedrich II. dagegen war kein Freund des Weidwerks und hat nie im Jagdschloß Grunewald geweilt. Er ließ sogar, weil er die Jagdliebhaberei ebenso vergnüglich fand wie das Schornsteinfegen, das an-