Heft 
(1907) 16
Seite
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2. (1. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

Im Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die unter Friedrich dem Großen eingegangenen Parforcejagden wieder eingeführt, und zwar vorzugsweise auf Schwarzwild. Als Stifter derselben ist Prinz Karl von Preußen zu betrachten, welcher nebst dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und dem Prinzen August von Preußen an der ersten Parfoicejagd am 8. Februar 1828 teilnahm. Friedrich Wilhelm IV. war kein eifriger Jäger, er beteiligte sich nur selten an den Parforce­jagden und schoß auf Treibjagden, wie er scherzend zu sagen pflegte, immer nureinen unfindbaren Rehbock. Dagegen versäumte der König fast nie, der Hubertusjagd am 3. November beizuwohnen, und im J. 1843 wurde das 300jährige Jubiläum der Erbauung des Jagdschlosses Grune- wald durch eine große Herrenjagd und ein darauffolgendes Jägermahl festlich begangen. Auch nachdem Friedrich Wilhelm IV. die Regentschaft seinem Bruder übertragen hatte und in Charlotteuburg residierte, wanderte er zuweilen durch den Wald nach dem Jagdschlößchen hinaus, nahm dort einen Imbiß ein und kehrte dann mit seiner inzwischen eingetroffenen Gemahlin Elisabeth zu Wagen nach Charlottenburg zurück.

Am 17. November 1863 wurde die 1000. Parforcejagd, von denen 273 allein auf dem Jagdgebiet des Grunewalds stattgefunden hatten, mit besonderem Gepränge abgehalten, und am3. November 1871 beteiligte sich Kaiser Wilhelm I., der als Prinz und als König vielen Jagden beigewohnt hatte, zum letzten Male an der Hubertusjagd im Grunewald. Am 8. Februar 1878 wurde mit der 1383. Parforcejagd zugleich die Feier des 50 jährigen Bestehens dieses weidmännischen Sportes gefeiert. Bald darauf wurde der Sammelplatz für die Parforcejagden nach Jagdschloß Stern bei Kohlhasenbrück verlegt. Neben Prinz Karl und dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm hat sich vor allem Prinz Friedrich Karl von Preußen, derRote Prinz, hervorragende Verdienste um die Pflege des Weidwerks im Grunewald erworben, und sein Reiterbildnis schmückt neben denen der genannten Fürstlichkeiten das Zimmer des kleinen Jagdschlosses. Am 20. Dezember 1897 wurde die 2000. Parforcejagd im Grunewald abgehalten und die Feier am Abend durch ein Festmahl im Hotel Kaiserhof zu Berlin begangen.*)

Seit Kaiser Wilhelm II., der ein eifriger Jäger ist und an vielen Jagden im Grunewald teilgenommen hat, den Beschluß faßte, den Grune­wald in einen Volkspark umwandeln zu lassen, sind die Hofjagden

*) Eine kleine, an jenem Abend ausgegebene Festschrift enthält eine Übersicht über die seit 1828 abgehaltenen Parforcejagden. Ihrer Angabe nach wurden die Jagden an 12 verschiedenen Orten abgehalten, davon 638 im Grunewald und 735 am Jagdschloß Stern; die ersten 1000 Jagden fanden von 18281863, die 1001. bis 2000. in den Jahren 18631892 statt, dabei waren 71 bezw. 72 Fehljagden. Bei diesen Jagden haben 87 fürstliche Herrschaften abgefangen, darunter Kaiser Wilhelm I. 50 mal und Wilhelm II. 47 mal.