Heft 
(1907) 16
Seite
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3. (2. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres. 261

Befragen wegen meiner Zahlung immer auf die noch Zurückgebliebenen angewiesen. Als ich nun aber den letzten um meine Bezahlung ernstlich anging, erwiderte er nur:Kaiser Alexander bezahlt alles!

Bald darauf kam eine Colonne russischer Truppen, deren Anführer mich in deutscher Sprache aufforderte, ihn mit seinen Truppen nach der Gegend zwischen Saarmund und dem Dorfe Arnsdorf hinzubringen. Sie sehen, sagte er, der Wegweiser, den man uns von Spandow aus mitgegeben, ist so betrunken, daß er nicht zu stehen vermag, und ich habe große Eile. Er ließ mir darauf ein Pferd übergeben und ich brachte ihn auf dem mir bekannten nächsten Wege bis ins Angesicht des Feindes, worauf die Cosacken auch sogleich die Ordre erhielten, den Feind zu attaquieren. Dieser Offizier dankte mir höflichst, nachdem ich ihm in der Person eines Mühlenbesitzers einen neuen Wegweiser an- geschaft't hatte, der diese Gegend besser kannte als ich; er reichte mir darauf seine Rumflasche, schrieb meinen Namen in seine Brieftasche und entließ mich unter wiederholten Danksagungen.

Ich hatte aber kaum meinen Rückweg angetreten, als der Kanonen- Donner mir bcmerklich machte, denselben zu beschleunigen; ich kam zwar wohlbehalten und unverletzt nach Hause, mußte aber dasselbe teils wegen Mangels an Lebensmitteln sogleich wieder verlassen, da meine vorgedachten Gäste auch nicht einen Anbiß übrig gelassen hatten, andererseits aber auch um mir schleunige ärztliche Hülfe zu verschaffen, weil meine Frau in Folge der großen Anstrengungen hoffnungslos dar­nieder lag.

Mit Gottes Hülfe und dem stets gehegten Glauben, daß alles Miß­geschick nur vorübergehend ist, und daß auch wiederum bessere Zeit- Umstände eintreten würden, habe ich alle Leiden und Drangsale glücklich überstanden und danke jetzt täglich dem Allmächtigen dafür, sowie für fortwährende Erhaltung meiner Gesundheit.

Oft hatte Grove auf dem Picheisberge hohen Besuch. Die Prinzen Louis Ferdinand u. August (Bruder des vorigen) kamen häufig hierher. Prinz August setzte seine Besuche nach dem Tode seines Bruders fort. Der Pichelsberg scheint damals überhaupt ein beliebter Ausflugsort gewesen zu sein. Aus dem Jahr 1814 (23. 9. 1814) stammen die sogen. Diamantschriften im Fensterglase des Pavillons; sie nennen uns die Namen Krüger, Erdmann, Runge und Behm. Unter der gelben Tünche der Außenwand des Pavillons sollen auch noch die in den Kalkputz eingeritzten Namen französischer Offiziere stehen. Grove sah gern Gäste bei sich und eröffnete auf dem Pichelsberg einen kleinen Ausschank. Weilte aber der Prinz August im Pavillon, so stellte sich Grove vor den Eingang zu seinem Grundstück. Kamen dann Ausflügler, die den Pavillon besuchen wollten, so breitete Grove abwehrend die Arme aus und rief:Kinder, heute gibts bei mir nichts! Als später der Verkehr