3. (2. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres. 263
der heftige Frost nachließ, durch „Aufpressung“ plötzlich eine Schlamminsel auf der Nordseite des Dammes, während gleichzeitig ein Teil der Aufschüttung so schnell in die Tiefe schoß, daß 4 Arbeiter, welche den auf dem Damm haltenden Kieszug entleeren sollten, ins Wasser stürzten und nur mit genauer Not gerettet werden konnten. Diese plötzliche Inselbildung ist insofern doppelt interessant, als vor hundert Jahren, es war am 1. Pfingsttage des Jahres 1807, am 17. Mai, ein ähnliches Gebilde, die sogenannte Pfingstinsel auf der entgegengesetzten Seite von Picheiswerder entstand. Auch im Dreetzer See südlich von Neustadt- Wusterhausen bildete sich, und zwar genau 25 Jahre später (26. 4. 1832) eine Insel durch Aufpressung. Aufpressungserscheinungen wurden ferner beobachtet bei der Anlage der Ostbahn (im roten Luch) und 1906 auf dem ßorsigschen Terrain am Tegeler See. Nach Vollendung des Kaiserdammes soll in der Mitte desselben eine überbrückte Durchfahrt hergestellt werden. —
Im Anschluß an die Mitteilung über den von der Stadt Spandau 1907 gesetzten Denkstein beim Kilometerstein 13 der Charlottenburger Chaussee bemerkte Herr Oberpfarrer Recke - Spandau ergänzend, daß der Stein eigentlich nicht an der richtigen Stelle stehe. Die erwähnte Batterie habe vielmehr etwas weiter östlich Aufstellung genommen und auch nicht die Citadelle, sondern die Bastion König in Brand geschossen. Die beiden Kastanien, zwischen welchen der neue Denkstein stehe, konnten schon deswegen nicht als Erinnerungszeichen an den Vorgang aus dem Vorgang aus dem Jahre 1813 gelten, weil sie offenbar noch nicht so alt seien. Endlich erinnerte der Herr Oberpfarrer an die interessante Geschichte des Gutes Ruhleben, zu welchem auch der Pichelsberg früher in Beziehung gestanden habe.
Herr Herold und Gemahlin führten alsdann die Teilnehmer der Wanderfahrt zum Pavillon und wiesen noch einmal auf die teilweise bereits erwähnten Sehenswürdigkeiten hin. Im Saal des Pavillons
wurden die von Gropius gemalten italienischen Landschaftsbilder, welche 1851 auf der 1. Weltausstellung zu London ausgestellt waren, mit Interesse besichtigt; im Wohnhanse sah man einen alten runden Kachelofen (Ende des 18. Jahrhunderts) und im Garten mehrere interessante Bäume, u. a. eine Eiche, die angeblich zur Erinnerung an eine an dieser Stelle plötzlich verstorbene Förstersfrau gepflanzt wurde. Wer es wagte, auf der höchsteigenartigen „Leitertreppe“ das Dach des Pavillons zu ersteigen, wurde durch eine entzückende Aussicht belohnt. Nach Besichtigung des Kaiserdammes wurde der Rückweg nach der Station Grunewald angetreten.
Diese Durchquerung von Westen nach Osten führte durch wellighügelige Teile des Grunewalds von großer Schönheit, welche dem Berliner Publikum, das die ausgetretenen Pfade, dem Herdentrieb