Heft 
(1907) 16
Seite
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4. (3. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.

Die Wanderung wurde alsdann teils auf der Höhe teils vorbei an der Uferkante am Havelberg und der Lieper Ablage (mit spätstein­zeitlichen Gefäßresten, Heerdstellen, geschlagenen Feuersteinen) fort­gesetzt. Berührt wurden auf der Fortsetzung des Weges der Kaiser Wilhelm-Turm, in dessen Nähe eine recht erwünschte Erfrischungs­halle im Aufbau begriffen ist, Schildborn, an dessen sandigen Ab­hängen Exemplare der fossilen typischen Deckelschnecke (Paludina diluviana gefunden wurden)*) und der Pichelsberg, dessen hoch- belegenen geschichtlich nicht uninteressanten Pavillon Herr Conrad Herold wieder bereitwilligst zeigte.

Die in dem großen Festsaal des Herrn Ilermankus, Restaurant Seeschloß, stattfindende Versammlung wurde von dem I. Vorsitzenden, Herrn Geheimrat Ernst Friedei, unter Hinweis auf die zwei früheren Grunewaldwanderungen am 27. April und 13. d. M. mit dem Hinzufügen eröffnet, daß, um das landschaftliche Bild abzurunden, auf Wunsch mehrerer Mitglieder voraussichtlich noch im September d. J. eine 4. Wanderung stattfinden werde, welche, während die 3 vorangegangenen mehr die nordsüdliche Richtung verfolgt hätten, ostwestlich geplant sei, von Bahnhof Grunewald nach der Saubucht und dem Pechsee bis Schildhorn und zurück über den Teufelssee.

Herr Friedei machte ferner auf die gewaltige Anschüttung aus diluvialem Sande in der Hauptsache bestehend, aufmerksam, die unter Zuhilfenahme eigener Eisenbahngleisanlagen im Stößensee zwischen Pichelsberg und Picheiswerder erfolgt, auf welcher die Döberitzer Heerstraße, jetzt Kaiserdamm genannt, hergestellt werden soll. Hier konnte man im Frühjahr d. J. ein eigenartiges Naturschauspiel, wie es sich bei den Arbeiten für den Teltow-Kanal und dessen Böschungen in kleinerem Maßstabe in den Jahren 1904 bis 1906 gezeigt, im großen beobachten. Als nach der starken, Wochen hindurch andauernden Frostperiode urplötzlich mildes Tauwetter eintrat, versank plötzlich ein Teil des Dammes und riß mehrere Arbeiter mit in die Tiefe. Durch den starken Druck auf den morastigen Untergrund wurde der Schlamm an der Nordseite des Stößensees in die Höhe getrieben, und es entstand eine mehrere Meter im Durchmesser haltende Schlamminsel, die sich noch

*) Auf dem Wege dabin machte Herr E. Friedei darauf aufmerksam, daß die vor Jahrzehnten eingeschleppte zierliche mit braunem Mundsaum versehene SchnirkeJ- scbnecke Helix nemoralis L. in verschiedenen Farben- und Bänder-Varitäten bei Beelitzhof, Saubucht, Schildhom und Pichelsberg verwildert Vorkommen, während die heimische Holix hortensis Müller mit weißem Mundsaum, die hier früher gefunden ist, wie Herr Direktor Dr. Otto Reinhardt bekundet, fast verschwunden zu sein scheint. Neu für die Gegend entdeckte derselbe die kleine zierliche Schließmund­schnecke Clausilia nigricans Pulteney in der Nachbarschaft der Saubucht unter Bäumen. Herr E. Friedel hat dieselbe Schnecke vor einigen Jahren an Buchen am linken Havelufer unweit Potsdam gegenüber der Halbinsel Tornow gefunden.