4. (3. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
267
fortgesetzt vergrößert und erst später durch Baggern beseitigt werden soll. Dieser Vorgang ist noch besonders interessant, weil die neue „Insel“ in der vor 100 Jahren — am 17. Mai 1807 — auf der anderen Seite des Picheiswerder entstandenen „Pfingstinsel“ bei Pichelsdorf ein Gegenstück aufzuweisen hat. Den Namen gab man der Insel, die von abergläubischen Leuten lange Zeit mit Grauen angestaunt wurde, weil sich der Vorfall gerade in der Pfingstnacht ereignete. Auf welcher Stelle des Havelstroms damals ein Druck ausgeübt wnrde, um bei Picheiswerder die Schlamminsel emporzutreiben, hat sich infolge der unruhigen Zeiten nicht feststellen lassen. Die französischen Offiziere, die damals zur Besatzung Spandaus gehörten, schrieben an ihre Angehörigen, daß sich bei Berlin mitten im Flusse ein Erdbeben ereignet habe.
Demnächst gedachte der Vorsitzende, Herr Friedei, der Zweihundertjahrfeier des Geburtstages des größten Naturforschers des 18. Jahrhunderts, des unsterblichen Carl von Linnö, der von der Brandenburgia als einer heimatkundlichen Vereinigung, nicht besser als in der freien Gottesnatur, in unserm herrlichen Grunewald gefeiert werden könne.
Es kommen zwei Geburtstage in Frage — nach dem julianischen Kalender der 13. Mai, den auch die Gesellschaft naturforschender Freunde bevorzugt habe, Programm: Festrede von Herrn Geheimrat Dr. L. Wittmack (Linne und seine Vorgänger) und Vorlegung der von unserm Ehrenmitglied Professor Dr. Paul Acherson entworfenen Adresse an die Universität Upsala.
Mehr Anklang hat es in der übrigen wissenschaftlichen Welt und in der Tagespresse gefunden, den 23. Mai als den Geburtstag Linnes nach dem gregorianischen Kalender zu feiern. Die Brandenburgia schließt sich dem letztem Datum heut lediglich wegen der Nähe des letztgenannten Tages an.
Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den Kgl. Preußischen Staaten hatte die Güte gehabt, die Brandenburgia zu der Feier in den Räumen des Reichstagsgebäudes verbunden mit einer Blumen- und Pflanzenausstellung auf Donnerstag den 23. d, M. einzuladen, wofür auch an dieser Stelle gedankt wird. Die Feier verlief ebenso würde- und wirkungsvoll.
Herr Friedel benutzt die Gelegenheit darauf aufmerksam zu machen, daß wir auf dem Hinwege eine der zur Havel abfallenden Schluchten passierten, in denen früher am Boden zwischen Moos kriechend ein bescheidenes, aber ungemein zierliches Pflänzchen vorkam, etwa vom 5. bis 20. Juni, selten im August noch einmal blühend, die Blütenkronen apßen hellrot mit dunklern Adern, innen purpurn gestreift, im Geruch an Heliotropium peruvianum erinnernd: Linnaea borealis Gronovius, von der unser Paul Ascherson sagt: „Der große Linne