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4. (3. außerordentliche) Versammlung des XVI. Vereinsjahres.
wählte dies liebliche, im Norden des alten und neuen Continents verbreitete Pflänzchen, um seinen unsterblichen Namen zu tragen.“ Ich habe, fügte Herr Friedei hinzu, seit vielen Jahren diese mir z. B. von der Insel Usedom wohlbekannte Pflanze nicht mehr im Granewald beobachtet und würde dankbar dafür sein, falls sie mir doch noch in neuester Gegenwart glaubhaft nachgewiesen werden könnte.
Nachdem, wie Herr Friedei sich am vergangenen Sonntag in der Nähe des Pechsees bei Saubucht überzeugt, die letzte Stmnpfspur der großen Wintereiche*) derartig verschwunden ist, daß der jetzige Forst-
*) Unser Mitglied Hermann Berdrow schreibt in seinem Wanderbuch „Der Grunewald, Schilderungen und Studien“ 1902 S. 30: „Leider ist der Nestor dieser ehrwttrdigen Stämme nicht mehr. Er stand nördlich vom Pechsee an dem von hier nach dem Teufelssee führenden gewundenen Waldpfade. Bei einer vor zehn Jahren von Mitgliedern der „Brandenburgia“ vorgenommenen Messung ergab sich, daß der Baum etwa einen Spann über der Erde achtzehn Meter Umfang hatte, was, den magern, sandigen Boden des Standorts in Betracht gezogen, den Besuchern für ein Alter von 1000 Jahren zu sprechen schien — wohl etwas hoch gegriffen. Um dieselbe Zeit, als man in Dahlem die alte Dorf linde, eine Zierde des Ortes, niederlegte, hat man auch diese Sehenswürdigkeit mit Stumpf und Stiel ausgerottet”und suchst Du ihre Stätte, Du findest sie nicht mehr. So ist denn die Eiche am Großen Fenster in den Bang der ältesten und stärksten Grunewaldeiche anfgertlckt“.
Ich bemerke hierzu, daß als wir den Eichstumpf nahe am Pechsee damals maßen, aus demselben eine junge Eiche emporsproßte. Ob selbige stehen geblieben, vermag ich nicht zu sagen.
In Anlehnung an die bisherigen Grunewald-Wanderfahrten der Brandenburgia mache ich noch auf zwei vortreffliche Aufsätze in der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift aufmerksam: Nr. 2t Jahrg. 1907 S. 321 flg. „Die Seenrinne des Grunewalds und ihre Moore“, geologisch, von Geh.-Rat Dr. Wahnschaffe und Nr. 22 S. 337 flg. „KultuTeinflüsse auf Sumpf und Moor“ von Prof. Dr. H. Potonid. Wegen Linn6 speziell einzusehen ebendaselbst Nr. 20 S. 305 flg.: Carl von Linn4. Sein Leben und seine wissenschaftliche Bedeutung. Von H. Harms. Wegen der Pflanzenwelt sei auf einen orientierenden Aufsatz von Prof. Dr. Paul Graebner (Naturwiss. Wochenschrift XXII. Nr. 23 von 1907, S. 359 flg.) „Die Flora des Grunewalds“ verwiesen, worin die Charakterpflanzen des trockenen Landes, der Moore und Wasserläufe ansprechend geschildert werden. Die verkrüppelten Kiefern in den Mooren haben ein beträchtlich höheres Alter als man bei der Schwächlichkeit der Stämme vermuten sollte. Die mit gelbblühenden niedrigen Ginstersträuchem bedeckten Hänge nach der Havel, welche wir in der Nähe des Kaiser Wilhelm-Turms bemerkten, tragen Genista tinctoria, daneben kommt rasenbildend der kleine Ginster Genista pilosa vor. Unter den schwimmenden Laichkräutern (Potamogetonen) der mittleren Seenkette ist das berlinische Laichkraut (Potamogeton Berolinensis), als große Seltenheit — bisher nur hier beobachtet — hervorzuheben, eine sehr eigenartige Pflanze mit großen länglich lanzettlichen, sämtlich untergetauchten, durchscheinenden Blättern. Ergänzend schließt sich an diesen Aufsatz S. 362 eine interessante Mitteilung von L. Loeske S. 362 an. Er schließt S. 363: „Alles in allem ist die Moosvegetation der bewaldeten trockenen Teile des Grunewalds ebenso einförmig, wie diejenige der moorigen Gelände zwischen den Seen abwechslungsvoll und artenreich. Sie enthält sogar Erscheinungen, die zu den größten Seltenheiten der deutschen Moosflora gehören.“